Elaine ohne Kind

Dreihundert Texte

von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Bloggen, Frauen ohne Kinder

Boah. Könnt Ihr das glauben?
Das hier ist der 300. Blogeintrag auf Elaine ohne Kind!

Siebeneinhalb Jahre ist es her, dass ich den ersten Text veröffentlicht habe. Irgendwie kommt mir das fast vor wie in einem anderen Leben. Da war so viel Trauer damals, so viel Erschöpfung, Isolation, Verzweiflung. Und der grosse Wille, DENNOCH ein gutes Leben zu haben. Mich durch all das hindurchzukämpfen, um am anderen Ende wieder herauszukommen.

Das habe ich geschafft, würde ich heute sagen. Nachdem ich mich selbst in der Kinderwunschzeit etwas verloren hatte, machte ich mich auf die Suche. Auf die Suche nach dem, was mich ausmacht oder besonders macht. Meine Vermutung war, dass meine Eigenschaften etwas zu tun haben könnten mit dem Grund, warum es mich überhaupt gibt. Weil es mich ja nur einmal gibt. Diese Einzigartigkeit herauszuschälen, war meine erste Aufgabe. Das half mir, mich anders aufzustellen. Ich stellte Weichen neu und setzte mich in Bewegung. Ich ging zuerst zwei Jahre berufsbegleitend zur Schule und baute danach eine regelmässige Ateliertätigkeit in meinen Wochenplan ein. Heute habe ich einen Teilzeit-Brotjob und eine Teilzeit-Selbstständigkeit im gestalterischen Bereich. Dieses Jahr durfte ich für meine ersten Kunden Illustrationen anfertigen. Am Anfang eine Herausforderung, vor allem auf der technischen Seite, aber die Lernkurve war steil; tatsächlich bin ich heute flinker mit Photoshop und InDesign als noch vor einem Jahr!

Wie Ihr vermutlich wisst, ist die ungewollte Kinderlosigkeit nicht etwas, was man einmal und für alle Zeiten “abhaken” kann. Man kann diesen uneindeutigen Verlust verarbeiten, kann durch die akuteste Trauer hindurchgehen, so dass das Thema weniger dominiert. Man kann wieder glücklich sein. Neue Freunde finden, solche ohne Kinder, die einen nicht ständig an das erinnern, was man nicht hat. Spannende, tolle Menschen – ein grosses Geschenk! Und dennoch ist man nie ganz gefeit. Bei mir kam dieses Jahr unerwartet manches wieder hoch. Zum Glück machte es mir weniger Angst als vor acht oder neun Jahren. Ich habe ja schon etwas “Übung” und erhole mich auch schneller. Und doch war ich tatsächlich aus ganz egoistischen Gründen froh, diesen sicheren Ort hier zu haben, um über all das schreiben zu können!

Dreihundert Texte – vor siebeneinhalb Jahren hätte ich mir nie vorstellen können, dass ich hier so viel schreiben würde. Und über eine so lange Zeit! Für mich ist dieser Blog hier so etwas wie eine Brücke. Einerseits von der Trauer hin zur Akzeptanz und einem erfüllten Leben. Und andererseits aus der Isolation hin zu anderen Menschen, die mich verstehen. Er hat mir so viel geschenkt und tut es immer noch. Das Schönste daran sind die wunderbaren Menschen, die ich kennenlernen durfte, sei es virtuell, sei es im wirklichen Leben. Der Austausch mit Euch ist enorm bereichernd und hatte in gewissen Phasen etwas sehr Tragendes! Ein grosses MERCI Euch allen. Ihr seid die Besten <3!

In den letzten Wochen bin ich auf drei Dinge gestossen, die ich gerne mit Euch teile. Vielleicht ist ja etwas dabei, was Euch anspricht oder weiterhilft?

1. Auf SRF gibt es die Serie “Geboren am…”, in welcher jeweils drei Menschen vorgestellt werden, die am gleichen Tag geboren wurden. Meist ist eine prominente Person mit dabei. In dieser Sendung wurde jedoch auch eine Juristin porträtiert, die ungewollt kinderlos geblieben ist. Für diejenigen, die kein Schweizerdeutsch verstehen, gibt es sogar deutsche Untertitel ;-).

2. Auf Instagram stiess ich auf das Profil “Alles, nur nicht Eltern”, auf dem Svenja kurze Texte zu “unserem” Thema veröffentlicht. Vielleicht ist das für einige von Euch von Interesse?

3. Und zuletzt, da der soziale Aspekt immer wieder ein Thema ist, ein Beitrag darüber, wie auch Menschen über 30 neue Freundschaften knüpfen können. Gerade in der Schweiz, wo viele ihre Freunde aus Jugendzeiten kennen, nicht ganz einfach!

Und Ihr so? Wie geht es Euch?
Seid Ihr wie ich froh, dass das Jahr bald dem Ende zu geht? Oder eher wehmütig?
Und kommt Ihr gut mit der dunkleren Jahreszeit klar?

Auf jeden Fall wünsche ich Euch eine möglichst gute zweite Novemberhälfte mit viel Kerzenlicht und innerer Wärme! Tragt Euch Sorge, wie immer <3!

Herzlich,
Eure Elaine

Foto: Elaine