Anders gefragt
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Leben, Atelier, Sinn
Kürzlich sah ich ein Video von Morgan Harper Nichols, in dem sie etwas sagte, was sich mir sehr einprägte.
Es gibt doch diese sehr poetische Frage von Mary Oliver: “Sag mir, was hast du vor mit deinem wilden, kostbaren Leben?” Und während das schön klingt, kann das auch sehr viel Druck auslösen. Nämlich, dass gerade wir etwas besonders Sinnvolles oder Grossartiges tun müssten, weil wir ja nun keine Kinder haben. Dass wir eine zweite Mutter Theresa werden oder ein Heilmittel gegen Krebs finden müssten. Dabei ist das doch Quatsch. Wir müssen das alles nicht, es sei denn, wir möchten es.
Morgan Harper Nichols hat die Frage für sich umformuliert. Sie fragt jetzt, was sie in ihrem Leben tun will. Ein kleines Wort, das anders ist, und schon wirkt die Frage deutlich weniger einschüchternd, findet Ihr nicht?
Ich jedenfalls mag ihr Anders-Fragen :-).
Und Ihr?
Meine Antwort auf diese Frage ist übrigens, dass ich seit einigen Jahren in Teilzeit im Atelier arbeite. Bisher habe ich kaum etwas davon hier gezeigt, weil ich die beiden Welten weitestgehend trenne. Diese Woche jedoch gestaltete ich unter anderem eine einfache Seite in meinem Skizzenbuch, die ich gerne mit Euch teile:
Es ist selten, dass ich meine Zeichnungen koloriere. Häufiger arbeite ich mit einem schwarzen Fineliner und gestalte den Schatten in Form von Pünktchen oder Schraffuren. Das wirkt dann deutlich weniger zart. Und lässt sich auch einfacher weiterverarbeiten (scannen, kopieren) als ein Bild in Farbe. Aber bei dieser Seite schien mir, dass sie in Schwarz-Weiss wenig Sinn macht. Herbstlaub ohne Gelb oder Rot… ist einfach kein Herbstlaub ;-).
Gezeichnet habe ich in mein Skizzenbuch im A4-Format von Moleskine, das ich noch nicht so lange benutze. Manchmal erhöht ein “schönes” Skizzenbuch etwas die Hürde, es überhaupt in Betrieb zu nehmen. Zuvor arbeitete ich in kleinformatigeren Skizzenbüchern. Aber vielleicht merkt man, dass ich den Herbst mag? Ich liebe jedenfalls seine Farben, das warme Licht, den Duft nach Äpfeln und Zimt, die ersten Suppen und Eintöpfe.
Als ich diese Seite gestaltete, war ich glücklich. Die Sonne schien, ich war mit dem E-Bike ins Atelier geradelt und (endlich!) wieder ganz gesund… zudem hatte ich gute Musik auf den Ohren und konnte mich für eine Weile ganz vertiefen, alles vergessen. Das ist das, was mein Leben (unter anderem) reich macht. Es sind kleine Dinge. Aber die Summe des kleinen Glücks ist ja, frei nach Elke Heidenreich, am Ende das Lebensglück!
Habt Ihr Lust, hier in den Kommentaren zu erzählen, was Ihr IN Eurem Leben haben wollt?
Was Euer Leben gut und schön macht?
Es würde mich freuen, von Euch zu lesen.
Herzlich,
Eure Elaine
Fotos: Elaine
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