Aufgeräumt
von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Hoffnung, Heilsam
Es gibt Dinge, die ich schon lange wollte. Aber nicht tat. Weil die Zeit nicht reichte. Die Energie fehlte. Die Lust sowieso. Eins nach dem andern, das musste ich lernen. Hier hatte ich bereits darüber berichtet, wie ich in den Jahren der Kinderwunschbehandlung und der Trauer mit dem Haushalt ins Hintertreffen geraten war.
Mit der Zeit lernte ich mich damit abzufinden. Eine Freundin sagte mir: “Der Haushalt hat keine Priorität”. Angesichts meines körperlichen und emotionalen Zustandes hatte sie recht. Ich lernte, zuerst für mich selbst zu sorgen und zum Beispiel laufen zu gehen anstatt zu putzen, weil ich damit mein Wohlbefinden sowohl körperlich als auch emotional positiv beeinflussen konnte.
Es ging. Die Welt drehte sich weiter. Trotz allem belastete mich der Zustand unseres Haushalts auch. Eine Zeit lang mochte ich überhaupt keinen Besuch einladen. Mir fehlte die Energie, die Wohnung für den Besuch fein zu machen. Vom Bewirten der Gäste ganz zu schweigen.
Dann begann es mir besser zu gehen. Nach und nach konnte ich Liegengebliebenes in Angriff nehmen. Es wird aber wohl noch eine Weile dauern, bis ich mit allem durch bin! Jetzt im April räumte ich nach über vier Jahren endlich mal wieder den Kleiderschrank komplett aus. Und erschrak selber, wie viele alte, kaputte und mir inzwischen nicht mehr passende Sachen ich im Schrank gehortet hatte! Es dauerte fast einen ganzen Tag, bis ich damit durch war. Ich füllte drei grosse Kleidersäcke und legte einen Stapel zur Seite mit Sachen, die mir zu schön schienen zum Entsorgen. Sie warten auf die nächste Kleidertauschparty. Nachdem ich das geschafft hatte, fühlte ich mich wie in einem Rausch. Es war unglaublich. Am gleichen Tag machte ich mich auch ans Aussortieren meiner Bücher und füllte zwei grosse Papiertüten mit Zeitschriften und Büchern. Unter anderem stiess ich auch auf die Unterlagen aus der Kinderwunschklinik, die ich längst entsorgt geglaubt hatte. Die Broschüren und Werbematerialien gelangten dorthin, wohin sie gehören - nämlich ins Altpapier. Die wichtigen medizinischen Dokumente hingegen habe ich (endlich) am passenden Ort abgelegt.
Aufgeräumt. Ordentlich. Das fühlt sich unbeschreiblich gut an! Auf einmal wird es immer weniger schwer, die Dinge anzupacken. Weil der Berg schrumpft. Weil ich wieder den Überblick bekomme. Die Gefahr, dass ich demnächst schon die drölfzigste beige Sommerhose kaufe, ist somit gebannt.
Wie geht es Euch so mit der Ordnung? Und mit dem Wollen und dem Tun?
Foto: Elaine
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