Aufklärungsarbeit
von Elaine, über Gesellschaft, Ungewollte Kinderlosigkeit, Tabu, Medien
Über die ungewollte Kinderlosigkeit sind die meisten Leute äusserst schlecht informiert. Das fängt damit an, dass sie instinktiv falsch darauf reagieren, wenn wir ihnen sagen, dass wir keine Kinder bekommen können. Dass wir mit Floskeln abgespiesen werden, unser “Problem” möglichst schnell gelöst werden soll (“warum adoptiert Ihr nicht einfach”) oder die Leute so geschockt sind, dass sie schlicht sprachlos sind, “tut mir leid” murmeln und möglichst rasch nach einem Weg suchen, wie sie uns entkommen können.
Umso dankbarer bin ich dafür, dass Franziska Ferber so wertvolle Aufklärungsarbeit leistet. Von dieser Arbeit profitieren einerseits wir, weil immer mehr Ressourcen für uns zur Verfügung stehen. Vor allem aber sät Franziska einen Samen für all die Frauen, die nach uns diesen Weg gehen. Je mehr die Gesellschaft über die ungewollte Kinderlosigkeit weiss, desto besser kann sie uns begegnen.
Im Moment begegnet uns die Gesellschaft sehr schlecht. Oder eigentlich gar nicht. Da sind kaum Auffangnetze, kaum etablierte Umgangsformen, niemand kennt die richtigen Worte, die man einer kinderlosen Frau sagen kann. Die Worte, die nicht verletzen, nicht herunterspielen und nicht mit anderem Leid vergleichen. Wohltuende und tröstende Reaktionen waren in meinem Umfeld selten. Meine Liebsten waren und sind oft hilflos.
Ich bin zum Schluss gekommen, dass ich in meinem eigenen Umfeld selbst Aufklärungsarbeit leisten muss. Indem ich immer offener darüber rede. Indem ich einfach mich selbst bin. Mich im persönlichen Kontakt nicht verstecke. Am Anfang war das schwer. Trauern und gleichzeitig sein Umfeld aufklären zu müssen, ist hart. Das schaffte ich nicht immer. Manchmal zog ich mich einfach zurück und blieb für mich allein, weil die Reaktionen von Familie und Freunden alles andere als hilfreich waren. Weil ich die Kraft nicht hatte, darauf Einfluss zu nehmen. Je mehr Zeit vergeht, desto leichter wird es.
Einen Beitrag im weiteren Sinne leistet auch dieser Blog, selbst wenn er sehr subjektiv ist. Wir sind alle verschieden, aber ich vermute mal, dass wir uns trotzdem in Teilaspekten der Geschichten anderer kinderloser Frauen wiederfinden.
So sage und schreibe ich meine Wahrheit, die einer ungewollt Kinderlosen. Auch wenn diese Tatsache immer mehr nur noch einen Aspekt meines Lebens darstellt. Das ist Teil des Heilungsprozesses.
Foto: Elaine
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