Aussergewöhnliche Zeiten
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Leben
Ihr Lieben,
wir leben in aussergewöhnlichen Zeiten.
Wie geht es Euch so mit der Corona-Situation?
Seid Ihr und Eure Lieben wohlauf? Ich hoffe es sehr.
Da mein Nervenkleid nach OP, Kinderwunschbehandlung und Abschied vom Kinderwunsch immer noch ein wenig angegriffen ist, merkte ich ziemlich bald, dass ich einen bewussten Medienkonsum pflegen muss. Es wird momentan sooo viel geschrieben und berichtet, dass man überall nur noch Corona sieht und hört. Da kann einem richtig angst und bange werden. Ich informiere mich nur noch auf der Website des SRF - dieses berichtet sachlich und fundiert ohne Sensationshascherei oder den Hintergedanken, möglichst viele Klicks mit seinen Schlagzeilen zu erreichen. Und dann wende ich diesen Informationen aber auch mal wieder den Rücken zu, gehe in den Garten, schneide hier etwas zurück, zupfe da etwas weg und freue mich am Vogelgezwitscher und dem allgemeinen Frühlingserwachen. Oder ich koche etwas Leckeres und Gesundes für meinen Mann und mich. Wenn ich zu Hause bin, denn ich gehöre zu denen, für die kein Home Office möglich ist, so dass ich mich doch noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewege, die nun halb leer sind. Ich wasche meine Hände. Ich halte Abstand. Und bin über What’s App im Kontakt mit meinen Lieben und erkundige mich, wie es ihnen so geht.
Ich fokussiere mich bewusst auf das Positive und praktiziere Dankbarkeit. Für unsere gemütliche Wohnung, für meinen lieben Mann, der im Moment fast rund um die Uhr arbeitet, um auf seine Weise “die Welt zu retten”. Dankbar bin ich auch für die Frühlingsblumen, die ich glücklicherweise noch vor dem Lockdown erstanden hatte und die nun auf dem Fenstersims und an der Eingangstür blühen. Dafür, dass wir genug zu essen haben und uns gesund ernähren können. Dafür, dass unser Bundesrat besonnen handelt und geschlossen auftritt, um die Bevölkerung zu schützen. Für den Sonnenschein, den Frühling. Die Hoffnung. Für unser medizinisches Personal und die Krisenstäbe, die im Moment Enormes leisten. Für das Wissen, dass auch das vorübergehen wird. Denn das haben mich die schwierigen Jahre gelernt, die hinter mir liegen: alles geht vorbei.
Mir ist bewusst, dass es meine Angehörigen und Freundinnen mit Kindern im Moment deutlich weniger einfach haben als ich, auch wenn ich sie in der Vergangenheit vielleicht um ihren Nachwuchs benieden hatte. Ich muss nur mit mir selbst und meinem Mann klarkommen und uns “managen”. Ich kann in meinem Umfeld sogar Hilfe anbieten. Zum Beispiel gehe ich für einen älteren Nachbarn einkaufen. Ich sehe es als Geschenk, dass ich das kann.
Die Selbstfürsorgemassnahmen, die ich im Abschied vom Kinderwunsch und der Trauer ergriffen hatte, sind mir auch jetzt wieder von Nutzen. Und so bin ich dankbar für das, was ich lernen durfte. Auch wenn es schwer war.
Wie ist das bei Euch?
Alles Liebe, tragt Euch Sorge und vor allem: bleibt gesund!
Herzlich,
Eure Elaine
Nachtrag: Für diejenigen, bei denen Corona auf die akute Trauerphase trifft, muss es jetzt besonders schwierig sein. Ich wünsche Euch viel Kraft und schicke Euch eine grosse Portion Wärme. Ihr seid mehr als willkommen, uns hier Euer Herz auszuschütten, wenn es Euch hilft <3!
Foto: Elaine
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