Der allergrösste Trost
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Gesellschaft, Heilsam, Bloggen, Trost
Etwas vom fast unaussprechlich schwierigsten in der ungewollten Kinderlosigkeit war für mich, wie alleine man sich damit oft fühlen kann. Weil man vielleicht kaum Leute in seinem unmittelbaren Umfeld kennt, denen es gleich oder ähnlich geht. Und auch, weil die Gesellschaft nicht weiss, wie sie mit uns umgehen soll. Oft ist der gute Wille vorhanden, uns hilfreich zu begegnen, aber in Wirklichkeit ist das gut Gemeinte eben oft alles andere als gut für uns. Manchmal macht es alles nur noch schlimmer, weil wir uns dann erst recht alleine und unverstanden fühlen.
Als ich andere kinderlose Frauen im Internet entdeckte, war das eine grosse Hilfe. Ich merkte, dass mit mir nichts verkehrt ist. Dass meine negativen Gefühle nichts anderes als natürlich sind. Und das war heilsam. Tröstlich. Ebenso musste ich feststellen, dass andere kinderlose Frauen wohl nicht perfekt sind - sie sind schliesslich auch nur Menschen -, aber dass ihre eigene Erfahrung mit der Trauer sie sehr oft genau die richtigen Sachen sagen oder schreiben lässt. Wenn man einen schlechten Tag hat oder traurig ist, kommt Verständnis und Bestätigung. Dass es eben schwer ist. Punkt. Es wird nicht versucht, ein Problem zu lösen und alles gut zu machen, so wie es unsere Lieben oft tun. Es wird verstanden. Und das ist unheimlich viel wert.
Von dieser Solidarität gibt es eigentlich nur eine einzige Steigerung: eine solche andere Frau, die weiss, wie es ist, im wirklichen Leben zu treffen. Ich hatte kürzlich das grosse Glück, dies tun zu dürfen. Und es war unbeschreiblich. Weil da nichts erklärt und gerechtfertigt werden musste. Wir WAREN einfach. Wir verstanden. Bestätigten. Was in Wirklichkeit vielleicht zwei Stunden in einem Café gewesen waren, fühlte sich an wie ein Urlaub. Wie Tage am Strand mit Blick in die Weite des Meeres, der Brise im Haar und der Sonne auf der Haut. Für Tage war ich erfüllt von diesem Treffen. Es war unglaublich.
Solche Begegnungen sind selten. Und daher umso wertvoller. Es hat mir bewusst gemacht, dass wir Menschen nicht fürs Allein-Sein und Allein-Fühlen gemacht sind. Auch nicht fürs Verstecken und So-Tun-Als-Ob, Nicht-Zumuten-Können oder Nicht-Teilen-Wollen, aus Angst vor unsensiblen Reaktionen. Jemand anderen zu treffen, dem es genau gleich geht, ist die allerbeste Medizin. Es hat mir das Gefühl gegeben, wieder “ganz” zu sein. In Ordnung zu sein, genau so, wie ich bin.
Foto: Elaine
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