Der Dezember zu zweit
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Heilsam
Am Freitagabend sassen mein Mann und ich im Wohnzimmer. Kerzen brannten, die Lichterkette war eingesteckt, und friedliche Musik lief im Hintergrund. Ich hatte mich in Strickjacke und Wolldecke eingewickelt. Beide waren wir müde vom Tag, von der Woche, vom Endjahresdruck, der auf Arbeit im Dezember unweigerlich zu herrschen scheint, egal, wie gut man alles im Voraus plant. Es war friedlich, wie wir da sassen. Ich mag es, nach einer anstrengenden Woche einfach sein zu dürfen, zu Hause, nirgendwo hingehen zu müssen, mich einkuscheln zu können, die Seele baumeln zu lassen.
Da sass ich also auf dem Sofa und fragte mich plötzlich, ob ich eigentlich traurig sei darüber, wie es jetzt ist. In einem Dezember, wo es keine Verslein für den Nikolaus auswenig zu lernen gibt, wo kein Kind sein tägliches Adventskalendertürchen öffnet, wo es kein Zuviel von Zucker in Form von Plätzchen, Schokolade oder Lebkuchen vorzubeugen gilt. Aber auch in einem Dezember, in dem es keine kranken Kinder zu versorgen gibt, keine nächtlichen Störungen, weniger Weihnachtspäckchen zu verpacken, keine Grittibänze zu formen und klebrige Finger zu waschen. Keine Besuche von Patinnen und Paten zu organisieren, keine Geschenke für diese zu kaufen, keine Grosseltern einzuladen.
Ich sass auf dem Sofa, schaute in die Kerzen und war zufrieden. Ja, das haben wir alles nicht. Aber wir haben einander. Wir haben den Frieden. Und die Ruhe. Und ich kann das alles jetzt auch wieder geniessen.
Foto: Elaine
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