Der letzte Sonntag
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Muttertag
Je nachdem ist der Muttertag für uns ungewollt Kinderlosen alles andere als lustig. Jedenfalls haben letzten Sonntag überdurchschnittlich viele von Euch hier vorbeigeschaut. Also, nur für den Fall, dass Ihr Euch alleine gefühlt haben solltet: Ihr wart es definitiv nicht! Alle Leser zusammen hätten an jenem Tag locker einen ganzen Saal gefüllt. Stellt Euch das mal vor… <3
Bei mir geschah dieses Jahr etwas ganz Besonderes. Jedenfalls im Vergleich zu den Vorjahren. Ich vergass den Muttertag! Zumindest, was die vorausschauende Planung angeht. An dem Wochenende übernachteten Freunde bei uns. Vereinbart hatten wir dies bereits weit im Voraus, ohne zu realisieren, dass dann der zweite Sonntag im Mai ist. Ich musste also nicht mehr darüber nachdenken, was ich an Muttertag tun wollte, was wohl am schlausten oder schmerzlosesten wäre und überhaupt…
Früher habe ich das getan. Eine der Überlebensstrategien für trauernde Nicht-Mütter ist, sich ein Alternativprogramm zu suchen, bei dem man garantiert keinen Familien mit Kindern, keinen Muttertags-Specials und dergleichen über den Weg läuft. Manche machen es sich zu Hause schön und gucken zum Beispiel einen guten Film. Andere fahren weg. Wieder andere konzentrieren sich auf ihre eigene Mutter oder Schwiegermutter. Erlaubt ist, was für uns stimmt!
Dieses Jahr brachte ich es fertig, mich selbst unbeabsichtigt mit dem Schlimmsten zu konfrontieren, was man in unserer Situation vielleicht tun kann: wir besuchten einen Ort mit besonderem Freizeitangebot für Kinder. Weil unsere Freunde nämlich mitsamt Kinderschar bei uns zu Gast waren. Diese wurde gut beschäftigt: sie konnten Perlenketten auffädeln, ein Kasperlitheater gucken, erhielten Heliumballons und durften Eis essen, obwohl es gerade geregnet hatte und überhaupt nicht warm war.
Das ganze Kinderprogramm störte mich nicht. Sonst hätten wir den Sonntag sicher nicht dort verbracht. Das zeigt die Veränderung sehr deutlich: vor einem Jahr wäre das für mich noch undenkbar gewesen! Was mich hingegen emotional etwas mehr traf, waren die Angebote für Mütter: 10 Minuten Gratis-Massage, Blumenkränze ins Haar geflochten bekommen. Manche schoben Kinderwagen vor sich her, in denen Blumensträusse lagen. Da schluckte ich schon für einen Moment, da mir bewusst wurde, dass ich nie Blumen von meinen eigenen Kindern geschenkt bekommen werde. Zum Glück ging das nach ein paar Minuten wieder vorbei. Vielleicht half es, dass ich am Tag davor selbst gepflückte Wiesenblumen von den Gästekindern erhalten hatte, und das nicht zu knapp? Von Kinderhänden gepflückte Wiesenblumen sind in meinen Augen kaum zu toppen, auch wenn sie sich nicht besonders lange halten.
Insgesamt ein ziemlich erfolgreicher Muttertag, wie ich finde. Vor allem, wenn man bedenkt, wie das in den letzten Jahren noch für mich gewesen war. Manchmal nämlich sehr schwer. So schwer, dass ich mich auch mal irgendwohin zurückziehen musste, um im Versteckten meine Tränen wegzuwischen. Daher bin ich froh um die Fortschritte, die ich gemacht habe. Der Muttertag ist immer noch nicht “nichts” für mich. Er schmerzt so ein kleines bisschen. Aber es geht. Ich fühle mich trotz allem ganz.
Wie war der letzte Sonntag für Euch? Habt Ihr besondere Strategien? Was hilft Euch an solchen Tagen?
Foto: Elaine
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