Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Dienstag

21

April 2020

Die Kinder anderer

von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Ungewollte Kinderlosigkeit, Gesellschaft

Wie erlebt Ihr das: bereitet es Euch Freude, die Kinder anderer in Euer Leben mit einzubeziehen? Zum Beispiel die Kinder aus Eurer Familie oder dem Freundeskreis? Oder ist das eher ein schwierigeres Thema?

Ich habe für mich herausgefunden, dass mein Kinderwunsch vor allem den Wunsch nach leiblichen Kindern beinhaltete. Solche, die meine Gene und diejenigen meines Mannes in sich vereinten. Die vielleicht die Sommersprossen meiner Mutter gehabt hätten oder die blauen Augen meiner Schwiegermutter. Ich sehnte mich auch danach, eine Schwangerschaft zu erleben und zu wissen, wie es ist, ein Kind zu stillen. Das sind Punkte, die eine Adoption nicht abdecken kann. Abgesehen davon, dass ich am Ende unserer Kinderwunschbehandlung sowieso nicht mehr die Kraft dafür gehabt hätte, ein Adoptionsverfahren durchzustehen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt meine eigenen Grenzen schon überschritten.

Ebenso musste ich feststellen, dass mein Kinderwunsch nicht unbedingt damit verknüpft war, ganz allgemein Zeit mit Kindern zu verbringen, sondern mit Themen wie Sinn, Erfüllung und Lebensaufgabe. Insofern reizte es mich auch nicht unbedingt, die Lücke meiner eigenen Kinder mit denen anderer irgendwie versuchen zu füllen - ihre Mutter wäre ich ja doch nie. Am Anfang war es sehr schmerzhaft für mich, die Kinder in meinem Umfeld zu sehen, vor allem, als sie noch ganz klein waren. Ich wurde kürzlich daran erinnert, als ich alte What’s App-Fotos durchsah und löschte. Der Kindersegen in meinem Umfeld vor ein paar Jahren ist dort sehr gut sichtbar. Wow, was wurde ich damals geflutet mit Neugeborenen-Fotos. Es gibt auch Fotos von mir mit meinen Patenkindern, Nichten und Neffen. Ich erinnere mich deutlich an den Kraftakt zu lächeln, während in mir ein riesiger Schmerz war. Puh!

Ich weiss aber, dass es für einige bereichernd sein kann, wenn sie vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt Kinder aus ihrer Familie oder dem Freundeskreis in ihr eigenenes Leben integrieren können. Manche freuen sich, wenn sie die Kinder der anderen babysitten dürfen oder ehrenamtliche Aufgaben übernehmen können, die mit Kindern zu tun haben. Ich habe in einem Kommentar bereits das kinderlose Paar erwähnt, das in seinem Garten eigens einen Pool dafür anlegen liess, damit die Nachbarskinder im Sommer bei ihnen baden konnten. Sie wünschten sich den Kontakt zu den Kindern ausdrücklich. Ich finde das bewundernswert und toll, wenn jemand das macht. Meins wäre das nicht, aber jeder darf ja für sich herausfinden, was zu ihm passt, nicht?

Ich habe drei Patenkinder, die ich teilweise aufgrund der geografischen Distanz nicht allzu oft sehe, die in mir aber etwas auf positive Weise anrühren. Sie sind meine Möglichkeit, manchmal an das Kind-Sein andocken zu können und die Welt für einen Tag mit ihren Augen zu sehen.

Wie handhabt Ihr dies?

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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