Diesen Herbst
von Elaine, über Leben, Selbstfürsorge
Diesen Herbst gönne ich mir, wann immer es möglich ist, einen abendlichen Spaziergang. Manchmal erst in der Dämmerung, so wie heute. Vor mir zeichnet sich die Voralpenkette dunkel gegen den Himmel ab. Die sonst so eleganten Graureiher geben im Vorbeiflug ein entrüstetes Krächzen von sich. Obwohl es auf dem Rückweg praktisch dunkel ist, wirft meine Gestalt Schatten. Der Mond, eine grosse weisse Kugel zwischen den Bäumen, blendet mich fast. Ich bin dankbar dafür, all dies wahrnehmen und ganz im Moment präsent sein zu können. Denn häufig bin ich zu sehr in meinem Kopf und damit entweder in der Vergangenheit oder in der Zukunft.
Ich erinnere mich an alte Wohlfühlmusik und schaffe es tatsächlich, wieder Zugang zu meinen digitalisierten CDs zu erlangen.
Auf dem Weg zum Wocheneinkauf wird mir ein 50%-Gutschein in die Hand gedrückt und ich finde im Ort überraschend den Übergangsmantel, den ich zuvor in der Stadt vergeblich gesucht hatte. Etwas Kleines nur, aber sind es nicht die kleinen Dinge, die das Leben besser machen?
Abgesehen davon ist es gerade nicht so einfach, das Leben. Ich nehme jeden Abend eine Tablette, damit ich sicher schlafe, weil ich es mir nicht erlauben kann, übernächtigt zu sein oder schlechte Laune zu haben. Unsere Ehe würde das im Moment nicht vertragen. Es gibt durchaus auch gute Tage, denn wir bemühen uns beide. Aber ich weiss eigentlich nie, wann es das nächste Mal knallt, und oft verstehe ich auch nicht so ganz, wie es dazu kommen konnte. Was dazu führt, dass ich mich nicht mehr getraue, gewisse Dinge an- oder auszusprechen. Wie gut, dass wir einen Termin bei einem Paartherapeuten in Aussicht haben!
Umso bewusster pflege ich die Verbindungen zu anderen lieben Menschen. Ich erhalte das grosse Geschenk, dass eine tolle, starke Frau, die ich schon einige Jahre kenne und sehr bewundere, meine Freundin sein will und mir das sogar direkt sagt. Ich weiss nicht, wann mir das zuletzt passiert ist. Vielleicht im Kindergarten? Jedenfalls tut mir das unheimlich gut. Ich wage es, ganz offen und ehrlich zu sein und ihr von den Stürmen unserer Ehe zu berichten. Sie erzählt von vergangenen schwierigen Zeiten mit ihrem Partner und macht mir so Mut.
Auf Arbeit war der Oktober enorm intensiv. Teilweise sah ich den Wald vor lauter Bäumen nicht, wie wir in der Schweiz sagen, und häufte eine Menge Überstunden an. Diese Woche gewann ich nun endlich wieder etwas den Überblick, was mich beruhigt. Das erste Mitarbeitergespräch ist auch überstanden und soweit scheint der Chef zufrieden. Uff!
Ach ja, Anfang Oktober war ich auch noch krank. Eine Erkältung in Kombination mit Erbrechen und Durchfall. Die Verdauung hat sich glücklicherweise seither wieder normalisiert, nur die Nebenhöhlen sind noch immer etwas zu.
Da die Nächte länger werden, zünde ich daheim wieder vermehrt Kerzen an. Meine Entdeckung dieses Herbstes sind Bienenwachskerzen. Sie sind teurer als andere Kerzen, so dass ich mit ihnen sparsamer umgehe und sie nicht zu lange am Stück brennen lasse. Ihren feinen Duft mag ich jedoch sehr.
Zum Schluss noch eine kleine Gartenfreude: die Investition in eine neue, gute Gartenschere hat sich mehr als gelohnt. Schnipp-schnapp! So leicht geht das Zurückschneiden jetzt im Herbst. Meine rechte Hand dankt es mir. Zudem blühen noch immer die Dahlien, und wir haben nun doch Ende Oktober! Seit Wochen mache ich mir kleine Sträusschen für drinnen, und der Dahliennachschub scheint unerschöpflich ;-).
Und Ihr so?
Wie ist Euer Herbst?
Foto: Elaine
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