Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Donnerstag

25

Mai 2023

Frühlingsbericht

von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Selbstfürsorge, Leben

Mein Leben war in letzter Zeit alles andere als langweilig. Hier habe ich kurz erwähnt, warum. Dass hin und wieder alles aufs Mal zu kommen scheint, ist mir ja nicht ganz neu. Aber zu Beginn dieses Jahres war ich dann doch etwas überwältigt. Vor allem von den Dingen, die mein Mann und ich überhaupt nicht hatten kommen sehen!

Der Februar und März waren schwierige Monate, und zwar auf allen Ebenen. Der April verschaffte mir glücklicherweise etwas Luft. Auf Arbeit war es ruhiger. Einige Kolleg*innen nahmen Ferien. Und in meiner Selbstständigkeit gab es ebenfalls eine Pause, die ich sehr genoss. Ich konnte an meinen Ateliertagen mal wieder zeichnen und malen, worauf ich Lust hatte! Ende April fuhren mein Mann und ich dann noch eine Woche in Urlaub. Nicht sehr weit weg, aber wir wollten der Baustelle zu Hause zumindest in der lärmigsten und staubigsten Phase entkommen. Währenddem daheim unser Bad herausgespitzt wurde, heizten wir auf dem Campingplatz mit dem Holzofen, wärmten unsere Betten wie in alten Zeiten mit Bettflaschen und packten uns warm ein, wenn wir am See spazieren gehen wollten. Trotz des kühlen und nassen Wetters waren diese Tage erholsam.

Der Mai gab dann wieder Vollgas. Wir kamen nach Hause in den Dreck und in das Chaos. Ohne Toilette in der Wohnung ist die Mens so richtig, richtig doof, vor allem wenn man nachts aufstehen muss! Auch auf Arbeit war der Mai intensiv. Wir hatten mehrere Anlässe; die Tage wurden lang. Ein Leben an der Grenze der Belastbarkeit, und doch ging es irgendwie immer. Ich erhielt wertschätzende und dankbare Rückmeldungen. Daheim ging es irgendwann ebenfalls wieder aufwärts. Als der Maurer kam und das Loch zwischen Küche und Bad zumachte, wusste ich: von jetzt an wird es wieder schöner!

Diesen Frühling hat meine jüngste Schwester ihr Kind geboren. Da sie ebenfalls unter Endometriose leidet wie ich, bin ich dankbar dafür. Und doch stürzte ich mich nicht gleich darauf, sie zu besuchen. Die letzten Wochen und Monate haben mich immer wieder daran erinnert, auf meine eigenen Bedürfnisse und Grenzen zu achten. Wenn ich das nicht tue, dann kracht es beispielsweise mit meinem Mann. Und das vermeide ich doch lieber ;-)!

Gefreut habe ich mich über die kleinen Dinge wie die allerersten Schweizer Erdbeeren vom Markt. Darüber, dass mein Mann aus dem, was der Kühlschrank hergab, ein Abendessen zauberte, wenn ich lange arbeiten musste. Dass eine Freundin mit viel Verständnis der Geschichte meiner kurzen Schwangerschaft und Fehlgeburt lauschte und von der ihren erzählte. Darüber, dass mein Schatz mir einen Strauss Pfingstrosen mitbrachte an einem Tag, als ich mich überhaupt nicht gut fühlte. Dass der Nachbar und Schwager uns spontan vom Gulasch etwas abgab, das er gerade für Gäste kochte. Über dieses Lied. Über die Geräusche der Mauersegler, die auf dem Dach des Büros nisten. Über den ersten sonnigen, warmen Tag nach einer Regenphase. Und darüber, dass das Schreiben für mich aktuell wieder so ein gutes Mittel zur Verarbeitung ist. Ich bin richtig dankbar dafür!

Wie war Euer Frühling so?
Schön, schwierig oder beides?
Worüber habt Ihr Euch gefreut?

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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