Hallo Mai...
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Muttertag, Musik, Selbstfürsorge, Medien
…da bist du ja wieder, und mit dir der Muttertag. Einer der vermutlich eher schweren Tage im Jahr für Menschen, die keine Kinder bekommen können. Oder vielleicht ihre Mutter schon früh verloren haben.
Mittlerweile bin ich soweit, dass mir der Muttertag nicht mehr so viel ausmacht. Aber ich erinnere mich deutlich an die Muttertage zu den Zeiten, als es schwieriger war. Solange der Schmerz frisch ist, ist der Muttertag doof. Oder zumindest sehr zum Teil doof, selbst wenn man die eigene Mama lieb hat und sie an dem Tag ehren möchte.
Ich weiss, bis dahin sind noch sechs Tage. Hin und wieder hilft es allerdings, wenn man sich ein wenig wappnet. Dinge plant, die gut tun. Und sich Strategien zurechtlegt für den Fall, dass man sie brauchen sollte.
Was können wir tun an solchen Tagen?
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Besonders lieb zu uns selber sein. Das kann alles bedeuten, was ich als nächstes aufliste, oder aber auch nur einen Teil davon…
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Uns schützen, wenn es nötig ist. Das bedeutet, familienfreundliche Orte vielleicht an diesem einen Tag zu meiden. Das müssen wir nicht, aber wir dürfen ;-).
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Wie wäre es mit einem Wochenende im Spa? In einem Hotel, in dem es vermutlich keine Kinder haben wird? Oder mit einem Tagesausflug an einen Ort, der nicht unbedingt kindertauglich ist? Oder mit einem Museumsbesuch, verbunden mit einem leckeren Essen?
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Natürlich können wir uns auch mit Kleinigkeiten den Tag verschönern. Einen besonders langen Spaziergang unternehmen. Etwas Gutes kochen. Eine liebe Freundin anrufen, die versteht, was der Muttertag mit uns macht. Oder ein Lieblingsbuch lesen, einen tollen Film schauen.
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Es ist in Ordnung, sich an diesem besonderen Tag dessen bewusst zu sein, was man nicht hat. Es hilft nichts, sich krampfhaft nicht daran erinnern zu wollen, wenn es einem dauernd ins Gesicht geknallt wird. Die eigenen Gefühle liebevoll wahrzunehmen und nachsichtig mit uns selbst zu sein, ist etwas vom besten, was wir tun können.
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Falls es Euch wirklich gar nicht gut geht: sucht Euch ein Ventil für Euren Schmerz, Eure Trauer. Schreibt hier einen Kommentar. Oder einen Text in Euer Tagebuch. Lauft Euch den Schmerz aus den Füssen. Oder tanzt ihn weg. Malt ein Bild. Macht etwas, was Euch gut tut.
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Kauft Euch selber Blumen. Oder pflückt sie Euch von einer Wiese. Holt Euch welche aus dem eigenen Garten. Weil Ihr es wert seid. Und das ist jetzt ernst gemeint! Ich kaufe mir immer mal wieder Blumen. Vielleicht dieses Jahr zum ersten Mal zum Muttertag.
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Hört Wohlfühlmusik. Ich mag zum Beispiel diese oder diese sehr gerne. Weil sie mich sofort in eine andere Stimmung versetzen. Und Ihr?
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Denkt daran, dass Ihr nicht alleine seid. Wir sind viele! Das werdet Ihr irgendwann sehen, falls Ihr dies nicht jetzt schon tut. Versprochen! Ich sah es am Muttertag des letzten Jahres sehr deutlich an den Besucherzahlen auf dem Blog. Falls Ihr dies hier also am Sonntag lest, dann denkt daran, dass vermutlich fast synchron zu Euch noch viele andere an ihrem Handy, Tablet oder Desktop-PC sitzen und sich exakt diesen Text zu Gemüte führen :-).
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Beschenkt eine andere Frau, die ebenfalls keine Kinder hat. Bei mir ist das eine Nachbarin, die pensioniert und alleinstehend ist. Auch sie ist wichtig für mich und die Gesellschaft, so dass ich ihr dies an dem Tag zeigen möchte.
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Bald ist wieder Montag. Das Gute an der Zeit ist, dass sie vergeht. Auch der Muttertag ist irgendwann vorüber.
Was sind Eure Strategien? Vielleicht habt Ihr ja noch andere Ideen?
Hier und hier findet Ihr die Muttertagstexte vom letzten Jahr. Falls Euch die Kommerzialisierung des Muttertages nervt, dann passt vielleicht dieser Text über Klischees in der Weihnachtszeit. Weil Weihnachten und der Muttertag zwar nicht dasselbe sind, aber gewissermassen miteinander verwandt sind, jedenfalls, was die emotionalen Auswirkungen auf uns angeht. Oder auch dieser Post über den Kult der Mutterschaft. Weil es sich manchmal lohnt, ein wenig hinter die Fassade der Hochglanz-Heile-Welt-Bilder der Mutterschaft zu schauen.
Wenn Ihr Französisch könnt, dann schaut doch dieses Gespräch zwischen Catherine-Emmanuelle Delisle und der Therapeutin Isabelle Tilmant vom Muttertag des letzten Jahres… ich finde es wunderbar und sooo wohltuend! Zum Beispiel die Idee, unseren Kindern, die nie sein werden oder schon wieder gegangen sind, einen Liebesbrief zu schreiben, weil die Trauer um unsere Kinder nichts anderes ist als eine Art von Liebeskummer… weil da eine Liebe ist, die wir nicht geben können, und eine Liebe, die wir nicht erhalten werden… Daraus ein Ritual zu machen. Den Brief zu vergraben, zu verbrennen oder einem Fluss zu übergeben… je nachdem, was passt. Auch der Gedanke, dass die Abwesenheit des Kindes gleichzeitig eine Präsenz ist, die uns ein Leben lang begleitet… Übrigens empfiehlt auch sie, sich im Hinblick auf den Muttertag selbst ein Geschenk zu machen, sei es ein materielles oder eines, das gar nichts kostet und zum Beispiel in die Kategorie der Dinge gehört, die ich oben aufgelistet habe. Das kann sein, ein Familienfest zum Muttertag mal nicht zu besuchen, weil das zu schwierig wäre. Vielleicht geht das nächstes Jahr wieder. Oder übernächstes Jahr. Dieses Jahr sind wir lieb zu uns selbst. Okay?
Vielleicht mache ich noch einen separaten Blogpost aus all den Dingen, die Isabelle Tilmant sagt, für diejenigen, die kein Französisch verstehen. Möchtet Ihr das?
Ich werde auf jeden Fall an Euch denken am Sonntag. Das Herz oben ist für Euch.
Nachtrag: Hier noch der Link zu einer Sendung im MDR mit Franziska Ferber… unbedingt sehenswert!
Foto: Elaine
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