Kleinigkeiten
von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Trauer, Schmerz
Es ging mir gut. An Weihnachten machte es mir nichts aus, innerhalb von zwei Tagen drei Babys auf dem Arm zu halten. Ein riesiger Fortschritt im Vergleich zum letzten Jahr.
Nun arbeite ich wieder, aber noch sind Schulferien. Das heisst, ich habe ein bisschen mehr frei als sonst. Und das genoss ich - bis etwa vor einer halben Stunde.
Es war schön, Zeit zu haben, so lange schlafen zu können, wie ich will. Ich hörte meine Lieblingsmusik und entweihnachtete die Wohnung. Sortierte ur-uralte Weihnachtskarten aus, die ich immer noch aufbewahrt hatte. Machte eeendlich das Fotoalbum für das Jahr 2015 - für mich sehr spät. Und war zufrieden! Eigentlich auch glücklich. Die Sonne scheint, und so beschloss ich, einen kleinen Spaziergang zu machen. Ich packte mich warm ein: der wärmste Mantel, der dickste Schal, eine Mütze, Handschuhe und die warmen Stiefel. Aber ich fror an die Beine! Also kehrte ich nach zehn Minuten wieder um. Soweit so gut.
Auf dem Rückweg begegnete ich drei Personen mit Kinderwagen. Das geschieht recht häufig, und eigentlich macht es mir schon seit Monaten nichts mehr aus. Bis mich plötzlich jemand unerwartet mit Namen grüsste. Da sah ich erst, wer es war, und grüsste zurück. Es waren Nachbarn von uns, die nun Grosseltern sind, zusammen mit Töchterchen und Enkel. Wir redeten nicht gross, sondern gingen weiter. Aber das reichte schon. Plötzlich schien mir der Tag weniger hell, das Leben weniger schön. Keine Ahnung - das ist mir jetzt schon länger nicht mehr passiert. Sofort dachte ich daran, dass ich nie mit Kinderwagen meine Eltern besuchen werde, dass sie sich nie über meinen Kinderwagen beugen und dass wir nie einen solchen Drei-Generationen-Spaziergang machen werden.
Hallo Trauer, da bist du ja wieder! Willkommen zurück.
Foto: Elaine
NÄCHSTER ARTIKEL
Nicht mein Problem
Um anonym zu kommentieren: Kommentar schreiben, Pseudonym und E-Mail in die Felder eintragen und bei "Ich möchte lieber als Gast schreiben" das Häkchen setzen.