Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Donnerstag

6

Dezember 2018

Oh du fröhliche...

von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Ungewollte Kinderlosigkeit, Gesellschaft

Christrose

Die Adventszeit ist für viele von uns nicht unbedingt lustig. Was vielleicht daran liegt, dass sie emotional alles ein bisschen verstärkt.

Wer glücklich verliebt ist, wird Weihnachten wunderbar finden, wird sich voller Freude auf die Suche nach Geschenken machen und sich nicht an den gestressten Leuten in den Geschäften stören. Wer hingegen frisch getrennt ist, wird das noch schlimmer finden, als es ohnehin schon ist. Weil der Erwartungsdruck in unserer Gesellschaft gross ist, genau dann glücklich sein zu “müssen”: ist es nicht das Fest der Liebe, der Harmonie und der Geborgenheit?

In unserem Fall kommt noch das Klischee der leuchtenden Kinderaugen hinzu; darüber habe ich schon geschrieben. Die Werbung suggeriert uns, Weihnachten sei die schönste Zeit des Jahres. “Alle” baden dann quasi im Glück ihrer Zweisamkeit oder überschwenglicher Liebe gegenüber ihrem Nachwuchs. Dumm nur, wenn man nicht alle Zutaten aus dem Werbespot hat. Einen Partner zum Beispiel. Oder Kinder. Dann fühlt man sich nämlich noch mehr Single und noch kinderloser, als man es sowieso schon ist. Man kann allerdings auch sehr unglückliche Weihnachten verbringen, wenn man theoretisch alle Zutaten hat. Das garantiert alleine noch längst keine Harmonie und vor allem: keine Erfüllung!

Für mich war es ein kleiner Aha-Moment, als ich das gelesen habe. Die Glücklichen werden zu Weihnachten noch glücklicher sein als sonst. Die Traurigen werden umso trauriger sein, die Einsamen umso einsamer. Das leuchtet ein. Weil es stimmt. Und gleichzeitig ist es auch ein riesiger Blödsinn! Das hätten wir alle nicht nötig; die Realität ist doch schon schwierig genug. Wir brauchen keinen künstlichen Verstärker unserer Gefühle und vielleicht schwierigen Situationen.

Manchmal hilft es, gewisse Dinge zu entlarven. Auch wenn sie dann nicht einfach weg sind.

Es kann helfen, seine Erwartungen anzupassen. Mein erstes Weihnachten nach dem Ende der Kinderwunschbehandlungen war alles andere als lustig. Da war es fast eher eine Leistung, das Fest überstanden zu haben! Und das ist auch okay. Man darf sogar darauf stolz sein! Machen wir uns doch keinen Druck, dass immer alles schön und supertoll sein muss.

Weihnachten und Neujahr sind auch Gradmesser: Immer noch Single. Immer noch kein Kind. Und alle anderen haben doch… In unserer Leistungsgesellschaft ist es schwierig, diejenigen Dinge zu akzeptieren, die wir schlicht nicht machen können, weil sie Geschenk sind. So sehr wir uns anstrengen, kann es sein, dass sie uns verwehrt bleiben. Warum auch immer, verstehen tut das wohl keiner. Es hat aber auch noch nie jemand versprochen, dass das Leben immer nur einfach und schön ist. Manchmal muss man aushalten, dass es das gerade überhaupt nicht ist. Oder versuchen, es sich mit dem, was man hat, irgendwie so schön wie möglich zu machen. Wir müssen unter Umständen für eine für uns stimmige oder erträgliche Adventszeit kämpfen oder uns die Weihnachtszeit zurückerobern, auf unsere Weise. Falls es Euch irgendwie Mut machen kann: letzteres habe ich getan und finde, dass sich das durchaus lohnte ;-).

Ihr Lieben, ich werde in diesen Tagen immer wieder an Euch denken. Tragt Euch besonders Sorge. Und kommt ruhig mal hierher und teilt mit anderen, was Euch belastet, wenn es Euch zu sehr drückt. Weil Teilen hilft.

Unten verlinke ich Euch noch die Advents- und Weihnachtsposts der letzten Jahre. Ihr werdet sehen, dass in meinem Erleben der Adventszeit und der Festtage in wenigen Jahren eine rechte Entwicklung stattgefunden hat. Von sehr schwierig zu “sogar wieder schön”. Vielleicht macht das ja der/dem einen oder anderen ein bisschen Hoffnung?

Es weihnachtet
Der Dezember zu zweit
Zu Weihnachten
Die Klischee-Falle
Nicht allein
Dezember-Rückblick

Alles Liebe,
Elaine

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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