Sanfter als früher
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Trauer
Hallo Ihr Lieben!
Ein gutes neues Jahr Euch allen!
Ich hoffe, Ihr habt friedvolle Festtage verbracht und seid angenehm ins 2022 gerutscht.
Auch dieses Jahr war unser Fest natürlich anders als vor der Pandemie, aber immerhin konnten wir unsere Familien sehen. Überraschend für mich gab es diesmal doch wieder etwas nachdenklichere und traurigere Momente. Rückblickend wurde mir bewusst, dass wir meine Ursprungsfamilie mehrere Jahre nicht mehr im Kontext von Heiligabend erlebt hatten; sie bietet für mich um diese Jahreszeit wohl das grösste Triggerpotenzial.
Im Grunde verbrachten wir einen entspannten und gemütlichen Abend. Natürlich drehte sich vieles um meine Nichten und Neffen, wie das jeweils an Weihnachten so ist. Gegen Ende des Abends spielten die Kinder und ein paar von den Erwachsenen ein Pantomimespiel. Ich sass am anderen Tisch und sah zu. Es war lustig und harmonisch. Aber mir prägte sich auch ein, wie sich meine Nichte an ihren Patenonkel lehnte. Wie vertraut meine Geschwister mit den Kindern umgehen (auch denjenigen, die nicht ihre eigenen sind), währenddem wir etwas mehr Distanz zu ihnen haben. Das ist naheliegend, weil ich in der tiefsten Trauer den Kontakt zu den Kindern nicht ertrug. Und auch, weil mein Mann und ich von allen am weitesten weg wohnen und sie nicht so häufig sehen. Trotzdem machte das etwas mit mir.
Zurück daheim sagte ich zu meinem Mann, dass ich mich gefühlt hatte, als würde ich von aussen zusehen. Ein bisschen so wie das Mädchen mit den Schwefelhölzern; kennt Ihr die Geschichte? Als würden wir etwas verpassen. Mein Mann stimmte mir zu. Es sei ja tatsächlich so, dass wir etwas verpassen. Ich weinte ein bisschen und liess mich in den Arm nehmen. Mein Schatz meinte, dass dieses Thema wohl auch in Zukunft immer wieder hochkommen könne, und da hat er bestimmt recht. Es traf mich diesmal nur etwas unvorbereitet, da ich in den letzten Jahren davon verschont geblieben war.
Die Trauer ist jetzt relativ sanft. Und sie bleibt im Vergleich zu früher weniger lange. Am nächsten Morgen gab es nochmals ein paar Tränen, aber dann war gut. Ich bekam keine verquollenen Augen davon ;-). Das war also bei weitem nicht mehr so kräftezehrend wie vor ein paar Jahren. Wofür ich sehr dankbar bin!
Wie erging es Euch an Weihnachten?
Foto: Elaine
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