Schreiben als Therapie
von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Heilsam, Hoffnung, Bloggen
Ausschlaggebend dafür, dass ich mit dem Bloggen angefangen habe, war für mich nicht in erster Linie das Verarbeiten des Themas “Abschied vom Kinderwunsch”. Auch nicht unbedingt das Finden von Gleichgesinnten und anderen Betroffenen. Obwohl beides mit dazugehört und mir sehr wertvoll ist. Nein, mein Ziel war es am Anfang vor allem, weiterzugeben, was ich von Belle und Isa in ihrem Wonderland bekommen hatte. Sie waren für mich eine Anlaufstelle in den Weiten des Internets in einer besonders schwierigen Zeit. Ich traf dort auf Verständnis, aber auch auf ganz viel Hoffnung. Ich sah, dass andere, die vor mir die Abzweigung ohne Kind genommen hatten, wieder heil geworden waren. Das war mir damals eine derart grosse Hilfe, dass ich mir vornahm: sowas mache ich auch. Wenn ich denn mal soweit bin. Das ging nämlich nicht sofort. Am Anfang konnte ich vieles überhaupt nicht in Worte fassen.
Bevor ich mit dem Bloggen anfing, hatte ich bereits Kontakt mit der lieben Klara. Sie ermunterte mich damals, so bald wie möglich einen Blog aufzusetzen, weil das Schreiben sehr therapeutisch sei. Das nahm ich zur Kenntnis, ohne es zu hinterfragen. Heute weiss ich, wie recht sie hatte.
Am Anfang war das Bloggen für mich eine sehr intensive Sache. Ich hielt ständig nach Fotomotiven Ausschau, und der Gedanke, worüber ich als nächstes schreiben wollte, war sehr präsent. Allerdings traf das, wovor ich mich gefürchtet hatte, nie ein: das Blackout, die Leere. Da war immer etwas, was mich beschäftigte, und worüber ich schreiben konnte. Die Intensität des Ganzen nahm irgendwann etwas ab. Es kamen weniger Themen hoch, die ich verarbeiten musste. Da wurde mir erst wirklich bewusst, wie heilsam das Schreiben überhaupt ist. Natürlich ist es keine Magie. Es dauert seine Zeit, und bestimmt helfen andere Faktoren auch mit, wieder heil zu werden: darüber reden, das Lesen von Büchern zu diesem Thema, die Zeit, die vergeht, und irgendwann ein neuer Fokus im Leben (bei mir eine Ausbildung). Diese Liste ist sicher nicht vollständig :-). Trotzdem bin ich der Meinung, dass das Bloggen einen sehr wesentlichen Teil dazu beigetragen hat, dass es mir heute so gut geht, wie es das tut.
Kürzlich las ich irgendwo, dass das Schreiben Personen empfohlen wird, die unter posttraumatischen Belastungsstörungen und ähnlichem leiden. Das Schreiben kann also auch in ganz anderen psychisch oder emotional schwierigen Situationen als Mittel zur Selbsthilfe genutzt werden.
Wenn Ihr für Euch selbst schreibt, zum Beispiel in Euer Tagebuch, dann heisst es, man solle die Texte danach nicht wieder lesen (oder erst viel später). Vielleicht deswegen, weil man die Dinge mal aus sich heraus und auf Papier gebracht hat, was eine gewisse Distanz schafft, die man zunichte machen würde, wenn man die (vielleicht schweren) Worte erneut liest? Das ist nur eine Vermutung.
Schreiben bedeutet für mich sehr oft: sortieren, alles in eine logische Form bringen, und dadurch manchmal die Dinge überhaupt erst verstehen. Dem Bloggen verdanke ich sehr viele Aha-Momente. Unter anderem auch durch den Austausch mit anderen Bloggerinnen in den Kommentaren. Nicht mit dem Ganzen alleine zu sein, hilft. Sehr sogar. Falls Ihr also gerne schreibt und ein Blog vielleicht etwas für Euch wäre: nur zu! Ich kann’s empfehlen.
Einen gemütlichen ersten Adventssonntag Euch allen!
Elaine
PS: Falls Euch die Weihnachtszeit traurig macht… hier, hier und hier habe ich über die ungewollte Kinderlosigkeit in der Weihnachtszeit geschrieben.
Foto: Elaine
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