Tabus
von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Ungewollte Kinderlosigkeit, Trauer, Tabu
Wie Ihr wisst, umtreibt mich das Thema der ungewollten Kinderlosigkeit inzwischen sehr viel weniger. Ich habe tief getrauert, konnte diese Trauer aber über die Jahre verarbeiten, indem ich hier auf dem Blog darüber schrieb. Besonders hilfreich war der Austausch mit anderen Betroffenen, zuerst online in den Kommentaren, später auch im “richtigen Leben”. Die ungewollte Kinderlosigkeit ist immer noch Teil von mir, aber sie schmerzt nicht mehr so sehr. Mein Leben geht weiter, und es ist sogar ein gutes Leben!
Es gab jedoch verschiedene Faktoren, die die Trauer um meine Kinder, die nie sein würden, erschwerten. Einer dieser Faktoren war der Umstand, dass die ungewollte Kinderlosigkeit ein grosses Tabu ist. Vielleicht war sie das schon immer. Mir scheint aber, mit den heutigen Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin hat sich dies noch verstärkt. Viele denken, heute “müsse” man ja nicht mehr kinderlos bleiben, wenn man dies nicht wolle. Was ein Trugschluss ist! Die Vorstellungen über die Erfolgschancen sind leider alles andere als realistisch. Manche Paare haben Glück, aber anderen hilft auch die Medizin nicht weiter.
Erschwerenderweise können dazu noch ganz andere Tabus kommen. Manche haben mit den Gründen zu tun, warum wir keine Kinder haben. Das können chronische Erkrankungen sein, wie ich zum Beispiel eine habe. Noch ausgeprägter ist dies jedoch bei psychischen Erkrankungen. Kürzlich schrieb mir eine Leserin und fragte, ob ich von anderen Frauen wüsste, die aufgrund einer psychischen Erkrankung kinderlos geblieben sind. Leider konnte ich ihr nicht konkret weiterhelfen, obwohl in der Schweiz statistisch gesehen jede zweite Person im Laufe ihres Lebens unter einer psychischen Erkrankung leidet. Das betrifft so viele, dass man sich dessen nun wirklich nicht schämen muss. Einmal mehr sind Tabus leider überhaupt nicht hilfreich. Und hier kommt Ihr ins Spiel! Ich würde nämlich gerne unsere “Schwarmintelligenz” nutzen.
Wisst Ihr vielleicht mehr als ich? Oder seid Ihr selbst betroffen? Wenn ja, so meldet Euch doch gerne unten in den Kommentaren. Ich weiss, dass die Hürde gross sein kann, sich hier zu Wort zu melden. Gleichzeitig ist es aber etwas vom Heilsamsten zu erfahren, dass wir nicht alleine sind, dass da noch andere sind da draussen, denen es ganz ähnlich geht. Ihr dürft sehr gerne ein Pseudonym benutzen und sollt selbstverständlich nur so viel verraten, wie Ihr möchtet :-). Ich bin auf jeden Fall gespannt und würde mich freuen, wenn wir auch dieses Tabu brechen könnten!
Foto: Elaine
NÄCHSTER ARTIKEL
Blogjubiläum
Um anonym zu kommentieren: Kommentar schreiben, Pseudonym und E-Mail in die Felder eintragen und bei "Ich möchte lieber als Gast schreiben" das Häkchen setzen.