Über das Loslassen
von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Trauer, Hoffnung
Was habe ich mir den Kopf zerbrochen über das Loslassen. Denn irgendwie schien es mir nicht so recht zu gelingen. Dieser Wunsch, diese Sehnsucht nach einem eigenen Kind waren sooo tief in mir drin… verwurzelt und verflochten mit meiner Vorstellung von mir selbst und dem Leben, wie es sein sollte. Mit meiner Identität, meinem Frau-Sein. Da stand ich nun, war traurig, und wusste, dass ich loslassen musste. Aber wie geht das? Es schien mir ein Ding der Unmöglichkeit.
Manche Dinge kann man nicht erzwingen. Ich wartete. Und trauerte. Und irgendwann las ich die Wahrheit, ich weiss leider nicht mehr wo:
Loslassen bedeutet schlicht und einfach, etwas nicht mehr festzuhalten.
Und das ist nicht soo schwer, oder? Zumindest in der realen Welt. Sobald ich etwas nicht mehr umklammere, lasse ich es los. Sobald ich mich um etwas nicht mehr kümmere, meine Aufmerksamkeit davon weg richte, lasse ich los. Einen tollen Text genau hierüber findet Ihr übrigens auch im Wonderland. Und ich stimme Isa zu: es gibt keinen anderen Weg dorthin als das Er-Leben. Das Loslassen lässt sich nicht mit Trockenübungen erlernen. Ich musste meinen Abschied leben, meine Trauer leben. All die Gefühle, die damit verbunden waren. Mich neu ausrichten. Die Schule war ab einem gewissen Zeitpunkt sicherlich eine Hilfe, weil meine Gedanken dadurch mit anderen Themen beschäftigt waren. Ich hatte einen neuen Fokus. Und da: plötzlich merkte ich, dass ich losgelassen hatte. Ich kann nicht genau sagen wann. Das merkte ich erst rückblickend. Nie hätte ich in dem Moment sagen können: “Ach, ich trauere gerade. Das heisst, ich lasse los. Super Sache!” Höhö… nein, ich fand es im Moment selber überhaupt gaaar nicht toll! Das Resultat dann hingegen irgendwann schon :-)!
Vieles wird einem erst im Nachhinein bewusst. Wenn man es schon überstanden hat. Als mich vor ein paar Monaten eine Person fragte, ob sie denn nun noch für ein Kind für mich hoffen solle oder lieber dafür, dass ich den Abschied gut verarbeite, da zögerte ich zum ersten Mal. Zum ersten Mal kam aus meinem Mund nicht postwendend “Ich will das Kind! Immer noch!” Nein. Obwohl ich das immer gewollt hatte. Obwohl ich Kinder immer noch sehr mag! Da geschah etwas. Ich stand ganz still und ging in mich. Wollte ich das Kind immer noch, genau jetzt? Beziehungsweise in neun Monaten? Ich horchte und horchte und war verblüfft. Ein Teil von mir war nämlich der Meinung, dass ich mir meinen Abschied hart erkämpft hatte, dass ich stolz darauf sein konnte und dass es gut war so, wie es war. Genau.so. Ich hatte meinen Frieden gefunden.
Foto: Elaine
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