Unterschiede
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Abschied vom Kinderwunsch, Heilsam, Hoffnung
Kürzlich sass ich an unserem Fensterplatz im Erker. In der kühleren Jahreszeit ist dies ein beliebter Ort: er bietet viel Licht und unter der Sitzbank verlaufen Heizrohre, so dass es schön warm ist. Ausserdem hat man einen guten Blick auf die Strasse ;-).
Da spazierte auf dem gegenüberliegenden Gehsteig eine Familie mit drei Kindern vorbei. Ich erkannte die Eltern wieder: sie hatten mit uns zusammen vor 8 1/2 Jahren am Neuzuzügeranlass im Ort teilgenommen. In einem Rundgang wurden wir damals darüber informiert, was die politische Gemeinde hier so zu bieten hat; ich fand das eigentlich ganz nett. Damals hatten sie, wie wir, (noch) keine Kinder. Ich kenne das Paar nur noch vom Sehen; an die Namen erinnere ich mich längst nicht mehr.
Allerdings führt eine solche Begegnung oder in diesem Fall Beobachtung dazu, dass einem die Unterschiede sehr bewusst werden. Bei dem erwähnten Paar ist vermutlich die Familiengründung ziemlich nach Plan verlaufen. So genau wissen wir es natürlich nicht.
Mir ist klar, dass es auch bei Menschen, die scheinbar “alles” haben, hinter der Fassade ganz anders aussehen kann. Dass sie vielleicht die Kinder haben, ein Eigenheim, einen tollen Job. Aber nicht immer bedeutet das, dass diese Leute dann auch wirklich glücklich und erfüllt sind. Dies nur so nebenbei.
Trotzdem ist dies eine Erinnerung daran, was bei uns eben alles nicht passiert ist in diesen Jahren. In diesem Fall rief ich meinen Mann (es war Sonntag) und machte ihn auf die Familie aufmerksam. Da war ein klein wenig Trauer und Wehmut. Am anfälligsten bin ich auf solche Dinge, wenn ich gerade einen weniger guten Tag habe. Aber insgesamt muss ich sagen, dass es sich nicht mehr vergleichen lässt mit dem tiefen Schmerz der akuten Trauerphase, in welcher wir scheinbar dauernd mit dem konfrontiert wurden, was andere hatten und wir nicht haben konnten. In normalen (C-freien) Zeiten ist mein Leben ausgefüllt und es besteht automatisch weniger Raum für solche Gedanken und Gefühle :-).
Inzwischen würde ich auch nicht mehr werten, dass das eine Lebensmodell irgendwie schlechter oder weniger erstrebenswert wäre als das andere. Ein Leben zu zweit hat viele Vorteile. Nicht immer kann ich diese gleich gut geniessen, aber inzwischen meistens schon.
Und Ihr so?
Foto: Elaine
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