Von "ohne Kind" zu "OK"
von Elaine, über Bloggen, Abschied vom Kinderwunsch, Heilsam
Gewisse Dinge weiss man auch so, aber manches wird durch das Bloggen doch um einiges klarer. Wenn ich zum Beispiel die Texte aus der Anfangszeit lese, dann kommt mir das schon sehr weit weg vor. Ich merke inzwischen sehr deutlich, welchen Weg ich bereits zurückgelegt habe.
Das Bloggen ist ein Stück weit Teil meines Alltags geworden. Es ist auch ein Ventil für Situationen, in denen ich mich ärgere oder Dinge hinterfrage. Oft hilft es enorm, sich das Ganze von der Seele zu schreiben. Manches ist danach für mich schon fast “erledigt” und beschäftigt mich nicht mehr weiter.
Am Anfang stand der Blog sehr weit vorne in meinen Gedanken, genauso wie es der Abschied vom Kinderwunsch auch tat. Inzwischen läuft er mehr nebenher. Nicht, dass er unwichtig wäre, aber wie ich schon hier geschrieben habe, verschoben sich die Prioritäten immer mehr.
Die Schule ist mit ein Grund. Meine Gedanken beschäftigen sich schlicht mit anderen Dingen. Nach anfänglicher Euphorie über meine Ausbildung (und späterer Ernüchterung, wie hätte es auch anders sein können) tauchte irgendwann die Frage auf: was mache ich nach der Schule? Ich bin zwar noch nicht heute oder morgen fertig, aber es ist immer hilfreich, einen Plan zu haben. Und hier bin ich inzwischen sehr, sehr dran. Das bedeutet, dass meine letzten freien Minuten gewissermassen von diesem Pläne-Schmieden und den Investitionen in die Zukunft verschluckt werden. Das ist positiv. Aber auch anstrengend.
Die Distanz, die ich inzwischen zur aktiven Kinderwunschzeit und dem Abschied davon gewonnen habe, wird immer grösser. So, dass ich mich manchmal frage: Hat das, was ich hier schreibe, überhaupt noch Relevanz? Denn ich bin vom anfänglichen “Ach, jetzt muss ich mich mit dieser ungewollten Kinderlosigkeit abfinden” inzwischen bei einem schlichten “Ja, ich bin kinderlos. Na und?” angekommen. Oder anders gesagt: die Elaine ohne Kind ist inzwischen sehr Elaine OK. Worauf ich eigentlich insgeheim von Anfang an gehofft hatte. Jetzt, wo der Moment tatsächlich da ist, da… hm… da fehlen irgendwie die Pauken und Trompeten. Mein Leben ist schlicht weitergegangen, am Anfang harzig, dann immer flüssiger, bis hin zu einem inzwischen fast reissenden Strom. Hier gibt es wieder andere, neue Herausforderungen. Solche, die ich gerne annehme. Und die mich auch daran erinnern, wie das Leben vor dem Abschied vom Kinderwunsch gewesen war: voll, prall, sich manchmal überstürzend und hin und wieder auch überfordernd. Das Leben eben.
Foto: Elaine
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