Vor zwei Jahren...
von Elaine, über Abschied vom Kinderwunsch, Trauer, Heilsam
…nahmen mein Mann und ich in einem Ritual Abschied von unseren Wunschkindern. Damals war es für mich wichtig, diesen Abschiedstag zu haben. Ich brauchte ein Datum. Denn für mich gab es keine anderen Anhaltspunkte in meiner Trauer, mal abgesehen vom Tag der Operation und dem Moment, als mir im letzten Behandlungszyklus klar wurde, dass auch das letzte Stückchen Hoffnung erloschen war.
Damals ging ich davon aus, ich würde später das Bedürfnis haben, an den Ort dieser Zeremonie zurückzukommen. Weil ich sonst keinen Ort hatte, an den meine Trauer wirklich passte. Bei der ungewollten Kinderlosigkeit handelt es sich ja um einen “uneindeutigen Verlust”, bei dessen Verarbeitung einem die Gesellschaft nicht wirklich eine Hilfe ist. Meist schlug ich mich alleine mit dieser Trauer herum, während ich versuchte, den Alltag parallel dazu irgendwie zu bewältigen. Aber das Bedürfnis, an diesen Ort zurückzukehren, blieb am Ende aus. Warum kann ich nicht sagen. Vielleicht reichte es, dass ich wusste: diesen Ort gibt es, und ich kann jederzeit dort hin?
Ich bin dankbar. Einerseits könnte ich mich heute noch sofort emotional in die Situation vor zwei Jahren zurückversetzen, und die Trauer wäre da. Aber ich muss und will das nicht. Das Leben geht weiter. Der Abschied vom Kinderwunsch hat mich genug Kraft gekostet. Hin und wieder tut er das immer noch, aber der innere Aufwand wird immer geringer. Nun stehe ich im Jetzt. Was vorbei ist, ist vorbei. Ich sehe keinen Sinn darin, mich bewusst in den Schmerz zurückzuversetzen. Denn gefühlt habe ich ihn für lange Zeit stark genug. Die Gegenwart bietet ausreichend Herausforderungen. Da ist schliesslich noch ein grosser Teil meines Lebens, der vor mir liegt und gelebt werden will. Dem will ich mich widmen.
Foto: Elaine
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