Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Dienstag

22

Oktober 2024

Was brauchst du?

von Elaine, über Leben, Atelier, Selbstfürsorge

Mein August war anstrengend gewesen. Hitze. Viel Arbeit. Ein Sommerinfekt. Nächtliches Aufwachen, weil mir Dinge in den Sinn kamen, die ich auf Arbeit vergessen hatte. Unvorhergesehenes, das dazwischenkam, obwohl ich ohnehin schon genug zu tun hatte.

In solchen Zeiten habe ich die Tendenz, mich auf das Nötigste zu konzentrieren und alles vermeintlich Überflüssige wegzulassen. Unter anderem leidet meine Kreativität. Ich arbeitete an (eigentlich) Atelier-Tagen, um den Berg bewältigen zu können. Wenn ich es ins Atelier schaffte, fand mich die Inspiration nicht. Es fiel mir leichter, mich dort um die Infrastruktur zu kümmern, als etwas aufs Papier zu bringen. Ich versuchte es natürlich, aber nichts schien zu gelingen. Zweifel schlichen sich ein. Ist das überhaupt mein Platz? Bin ich nur eine Pseudo-Kreative, die nie etwas “Rechtes” zustande bringen wird? Zum Glück weiss ich aus der Austauschrunde mit anderen Kunstschaffenden, dass auch sie solche Phasen kennen. Das bedeutet, dass es etwas Normales ist. Dennoch fiel ich fast darauf herein!

Dann kam der September. Die grösste Sache, seitdem ich meine aktuelle Teilzeitstelle angetreten habe, ging über die Bühne. Alles lief glatt. Da waren lange Arbeitstage, natürlich. Aber auch ein Gefühl der Erleichterung, da keine Anrufe kamen wegen irgendwelcher Notfälle.

Am 7. September war ich erschöpft. Und gleichzeitig auch erleichtert. Ich konnte aufatmen. Eine Stunde in den Garten sitzen zum Lesen, zwischendurch etwas jäten. Sinnlos Filme gucken. Am Sonntag fuhr ich mit dem Rad an den Fluss zum Spazieren und war dort ganz im Moment. Ich berührte grosse, starke Bäume, hob ein gelbes Blatt vom Boden auf und bewunderte die dreiteiligen Halterungen der Haselnüsse. Die ersten Anzeichen des Herbstes waren ganz unverhofft meine Inspiration. Es fühlte sich leicht an.

Eigentlich weiss ich es ja. Ich brauche die Natur, Spaziergänge, “Leere”, also Zeiten, die nicht verplant sind, in denen ich einfach sein kann. Langsamkeit, besonders draussen. Vielleicht ist es eine Illusion zu glauben, dass wir immer komplett im Gleichgewicht sein können. Es wird immer stressige Momente geben. Wichtig ist, dass wir wissen, was uns dann (oder auch hinterher) gut tut. Die Trauer im Abschied vom Kinderwunsch hat mich das definitiv gelehrt. Damals war ich fast gezwungen, konsequent zu sein in meiner Selbstfürsorge, um den Kopf über Wasser zu halten. Heute sind die Auswirkungen weniger krass, wenn ich vergesse, mir Gutes zu tun. Und dennoch lohnt es sich, mir Sorge zu tragen.

Was braucht Ihr?
Wo tankt Ihr auf, werdet inspiriert?
Ich freue mich, von Euch zu lesen :-).

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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