Weihnachtsstrategien
von Elaine, über Gesellschaft, Ungewollte Kinderlosigkeit, Selbstfürsorge
Ja, ich weiss. Die Feiertage können schwierig sein. Ich wollte etwas für Euch bereithalten, das Ihr lesen könnt, falls Ihr Euch nicht so super fühlt. Und ich möchte dabei (einmal mehr) auf etwas verweisen, das nicht ich erfunden habe, sondern eine andere tolle Frau vor einigen Jahren: dieser Blogpost von Mel erscheint jährlich in ähnlicher Form auf ihrem Blog und wird laufend ergänzt mit zusätzlichen Tipps und Erfahrungen ihrer Leserinnen. Falls Ihr Englisch könnt, empfehle ich Euch, den vollständigen Text zu lesen - es ist wirklich sehr viel Hilfreiches dabei. Für alle anderen habe ich ein paar Dinge herausgepickt und ins Deutsche übertragen. Herzlichen Dank an dieser Stelle an Mel für die Erlaubnis! Aber nun soll sie selber zu Wort kommen:
“Die Feiertage können mit viel Druck verbunden sein: alles richtig hinzukriegen, alle Terminpläne / Bedürfnisse / Wünsche unter einen Hut zu bringen, Beziehungsklippen zu umschiffen, und dann oft auch die Reise zu unseren Angehörigen auf uns zu nehmen. Für manche lastet darauf noch ein viel grösseres Gewicht, weil sie wissen, dass in der Tafelrunde Menschen fehlen - seien es solche, die früher mal dabei gewesen waren oder solche, die (noch) nicht zur Familie hinzugekommen sind. Was das Ganze verstärkt, ist die alles durchdringende Botschaft, die Festtage müssten vor Glück quasi nur überquellen. Die Familie kommt zusammen, schlägt sich den Bauch mit Braten voll, im Hintergrund das knisternde Kaminfeuer und der glitzernde Weihnachtsbaum. Egal, ob man gerade arbeitslos ist. Oder die Familie nicht hat, die man sich so sehr wünscht. Und sogar, wenn man gerade trauert.
Denjenigen, die glücklich durch die Feiertage kurven, vor allem denjenigen, die endlich wieder feiern können nach vielen harten Jahren, proste ich virtuell zu. Ich gönne es Euch von Herzen. Entschuldigt Euch nicht dafür, glücklich zu sein - saugt es nur einfach in Euch auf.
Alle anderen, die immer noch da sind, um dies zu lesen: denkt daran, dass jeder im Leben mal durch Zeiten geht, die schwierig sind (…). Genauso, wie es Jahre gibt, in denen wir uns auf Weihnachten freuen, gibt es auch die Jahre, in denen wir uns unweigerlich vor den Erinnerungen fürchten, die die Feiertage mit sich bringen. Jahre, in denen wir Weihnachten am liebsten überspringen würden. Vielleicht ist dieses Jahr genau so für dich. Aber es wird nicht immer so sein. Die Dinge verändern sich, im Guten wie im Schlechten. Alles geht vorbei.”
Mochtet Ihr als Kind Rosenkohl? Ich definitiv nicht. Tatsächlich achtete ich beim Kauen darauf, nur durch den Mund zu atmen, um den Geschmack dieses Gemüses möglichst nicht aufnehmen zu müssen. Dieses Bild verwendet Mel für die Festtage. Genauso wie das Gemüse für uns als Kind gesund war, ist es auch gut für uns, an Weihnachten um Menschen herum zu sein, denen wir wichtig sind. Vor allem, wenn es uns gerade nicht so gut geht. Vielleicht helfen ein paar Tricks, ganz ähnlich wie der Verzicht aufs Durch-Die-Nase-Atmen beim Gemüse-Essen, damit das Ganze etwas erträglicher wird?
Hier kommen die gesammelten Tipps von Mel und ihrer Leserinnen bzw. eine Auswahl davon:
-
Vergiss nicht, dass Weihnachten nur ein Tag ist. Du musst ihn nicht mögen. Viele Leute mögen ihn nicht! (Mali)
-
Steck dir einen Zettel in die Hosentasche: schreibe eine Notiz an dich selbst, bitte eine Freundin, etwas niederzuschreiben, tausche Briefe mit deinem Partner oder notiere einfach eine Liste von Namen (Therapeut, Blogger, eine Freundin). Nach diesem Papier kannst du tasten, wenn du dich nicht gut fühlst, als Erinnerung daran, dass du nicht alleine bist. Ich kann nicht bei dir an der Weihnachtstafel sitzen, aber ich kann dir einen Text geben, den du nur ausdrucken und in deine Tasche stecken kannst. Wann immer du dich überwältigt fühlst von allem, dann spür nach dem Zettel in deiner Tasche:
“Hallo Liebes,
Ich weiss, dass es hart war, an diese Party/dieses Essen/diese Zusammenkunft zu kommen. Nun, da du hier bist, bist du dem Ende des Anlasses schon ein bisschen näher gekommen. Versuch dich gut zu unterhalten, aber wenn das nicht geht, dann verschwinde ins Badezimmer, wenn du weinen musst oder stürze dich auf das Buffet und mach nichts anderes, als den ganzen Abend lang das zu futtern, was du am liebsten magst. Du brauchst dich nicht dafür zu schämen, wenn du das Ganze mehr überstehst als geniesst. Tu einfach, was du tun musst, um durch den Abend zu kommen, ohne irgendwelche Beziehungen zu beschädigen. Stell sicher, dass du Zeit für dich selbst hast, wenn du nach Hause kommst. Ich bin da, auf der anderen Seite des Computers, falls du mich brauchst.
Herzlich, Mel”
-
Eine Wahl treffen: niemand schreibt dir vor, jeden einzelnen Anlass in der Weihnachtszeit zu besuchen - selbst wenn du das in der Vergangenheit getan hast. Wenn eine Absage zu kompliziert ist, dann geh hin. Aber falls du deinen Mann dazu bringen kannst, dich mit einer Reise zu “überraschen”, dann ist das umso besser (vielleicht ein Tipp fürs nächste Jahr ;-)).
-
(…) Ich lasse meinen Mann alle eventuell aufkommenden Fragen nach eigenen Kindern beantworten (Kimberly)
-
Ich plane etwas, das nur für meinen Mann und mich ist, so dass wir uns auf etwas freuen können. Entweder gehen wir in ein richtig gutes Restaurant oder auf eine kurze Reise. Oder sogar beides! (Sushigirl)
-
Fang eine neue Tradition an. Such zum Beispiel ein neues Rezept heraus, auch wenn alle immer das gleiche essen möchten. Denk dir Vorgaben für die Geschenke aus (zum Beispiel lustige Socken oder Süssigkeiten aus dem Ausland). Andere Ideen: eine Reise anstelle von Geschenken, ein Filmmarathon, nur die Männer kochen (macht daraus eine Wette!), solche Dinge. (Deathstar)
-
Wenn Ihr ein Familiending machen müsst, dann stürz dich in etwas, was nicht Teil der normalen Feiertagsroutine ist, oder noch besser, mach etwas ganz anderes an Weihnachten. Wir grillten. Im Schnee! (Sushigirl)
-
Ich dosiere die Zeit, die ich an Feierlichkeiten verbringe, die ich nicht mag, sorgfältig. Zum Beispiel muss ich an der Plätzchenparty meiner Schwiegermutter teilnehmen, obwohl ich mich dort überhaupt nicht wohlfühle. Aber ich muss ja nicht die ganze Zeit dabei sein. Ich komme eine Stunde später und gehe bereits nach dem Essen und dem Plätzchentausch. So kann ich okay gelaunt sein, während ich dort bin, und sorge gleichzeitig dafür, dass ich nicht ganz durchdrehe. (Beth)
-
Mein Rat für dieses Jahr wäre wohl, dass man sich nicht verpflichtet fühlen muss, jedes Jahr dasselbe zu machen, nur weil “man es es immer so gemacht hat”. Das gilt für das, was man vor der Kinderwunschzeit bzw. vor der Trauerphase gemacht hat, aber auch danach. (Loribeth)
Mels Blogpost endet mit den folgenden Worten: “Ich hoffe, dass Ihr Trost findet im Wissen, dass da draussen ganz viele Leute sind, die entweder im gleichen Boot sitzen oder aber selbst schon mal eine schwierige Weihnachtszeit durchgemacht haben. Ihr seid definitiv nicht alleine!
Und wie kommt Ihr durch die Feiertage, wenn Ihr Euch nicht ganz in Bestform fühlt?”
Warme Kerzengrüsse und alles Liebe,
Elaine
Foto: Elaine
NÄCHSTER ARTIKEL
Ein Anfang...
Um anonym zu kommentieren: Kommentar schreiben, Pseudonym und E-Mail in die Felder eintragen und bei "Ich möchte lieber als Gast schreiben" das Häkchen setzen.