Wer will ich sein?
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Heilsam, Hoffnung
Wer will ich sein?
Vor vier, fünf, sechs, sieben oder acht Jahren wäre die Antwort klar gewesen: MUTTER. Die Grossbuchstaben benutze ich mit Absicht. Weil das ein grosser Wunsch war. Alles kreiste darum.
Karriere wollte ich nicht machen. Studiert hatte ich schon lange genug. Beruflich hatte ich zu dem Zeitpunkt keinerlei Ambitionen mehr, ausser, dass mir die Arbeit gefallen sollte. Dass das Arbeitsklima angenehm und die Tage einigermassen abwechslungsreich sein mussten. Fertig. Mein Fokus auf die Mutter- und Elternschaft war tatsächlich ziemlich krass!
Im Abschied vom Kinderwunsch stellte ich mir die Frage gezwungenermassen neu. Wo war meine Identität? Worüber definierte ich mich? Mehr darüber könnt Ihr hier nachlesen.
Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen.
Wer bin ich jetzt?
Und wer will ich sein?
Kürzlich ging mir auf, dass wir tatsächlich ein Stück weit selbst bestimmen können, wer wir sein wollen. Ich schreibe “ein Stück weit”. Weil viele von uns ja nicht Mutter geworden sind, obwohl wir das so sehr wollten. Und weil gewisse Charakterzüge auch einfach so bleiben, wie sie sind. Ich habe meine Grenzen. Du auch.
Natürlich können wir nicht heute entscheiden, morgen ein berühmter Weltstar zu sein und dann sind wir es am nächsten Tag. Was wir können, ist aber: Weichen stellen. Pflöcke einschlagen. Welche Dinge sollen in meinem Leben vorkommen? Bei mir bestand die Weiche aus einer Weiterbildung in einem ganz anderen Bereich als demjenigen, in dem ich beruflich tätig war. Nämlich in einem Bereich, in dem meine Fähigkeiten über Jahre ein wenig in einem Dornröschenschlaf geschlummert hatten. Weil ich wusste, dass mein erfülltes Leben dort sein würde, wo ich MICH sein kann. Wo ich mein Potential ausschöpfe und es der Welt schenke. Egal, wie kitschig das klingt. Weil niemand sonst so ist wie ich. Das gilt übrigens für jeden von uns! Die ersten Schritte ging ich voller Neugier und Hoffnung, unsicher und gleichzeitig bestimmt. Weil sich einfach etwas ändern musste. So wie bis anhin wollte ich nicht bis zur Pension weiterleben.
Wenn ich heute in meinen Kalender blicke, zeigt mir dieser sehr deutlich, was mir jetzt wichtig ist. Womit und mit wem ich meine Zeit inzwischen verbringe. Eines kann ich dazu sagen: mein Fokus hat sich eindeutig verschoben!
Ich kann Autorin meines Lebens sein. Bestimmen, worauf ich meine Zeit verwende. Welche Fähigkeiten ich mir aneignen oder verbessern will.
Die Veränderung kam nach und nach, aber am Anfang stand eine Entscheidung.
Es ist beeindruckend, sogar für mich, welche Folgen eine einzige Entscheidung haben kann - im positivem Sinne. Ich musste mich “nur” in Bewegung setzen. Der Rest kam dann nach und nach. Es mag nicht immer einfach sein. Wenn ich daran denke, wie viele Selbstzweifel ich auf diesem Weg hatte. Und zum Teil immer wieder habe. Wie ich die Dinge für mich immer wieder definieren und mich darin neu finden muss(te). Leicht in dem Sinne war und ist es nicht. Für mich aber war und ist es immer lohnend.
Bin ich denn jetzt angekommen? Kann ich jetzt bleiben, wie ich bin, für immer? Ganz ehrlich? Ich glaube, dass wir uns ständig weiterentwickeln und verändern. Dass wir nie aufhören zu lernen. Und neue Leute zu treffen. Wenn der Zeitpunkt stimmt, ergeben sich daraus neue Kontakte und vielleicht Freundschaften. Neue Hobbies. Oder ein neues berufliches Feld.
Wer bist du?
Und wer willst du sein?
PS: Hier geht es zum kurzen (Werbe-)Video einer Frau, die den Weg einige Jahre vor uns gegangen ist. Weil ich finde, dass das, was sie sagt, gerade wunderbar hierzu passt.
Foto: Elaine
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