Elaine ohne Kind

Über den Abschied vom Kinderwunsch und das Leben danach

Donnerstag

15

August 2019

Zeit haben und nehmen

von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Selbstfürsorge, Medien, Frauen ohne Kinder, Vorbilder

Prächtig war er bisher, dieser Sommer. Und bei Euch? Ich habe nebst mühsamen Hitzetagen auf Arbeit und vielen abendlichen Bewässerungsstunden im Garten auch ein bisschen Erholung geniessen dürfen. Neu war für mich übrigens der Satz “wenn es NUR noch 30 Grad warm ist” :-). Ein kleiner Tapetenwechsel ist auch immer mal wieder wohltuend - man muss dafür nicht mal so weit weg. Und es war ja gar nicht immer so heiss. Seit Ende Juli kann ich den Sommer eigentlich richtig geniessen.

In den letzten Wochen hat mich Phoenix (wieder) daran erinnert, dass es okay ist, mir Zeit für mich zu nehmen. Sie schreibt das so schön: es kann eine Toilettenpause auf Arbeit sein oder eine halbe Stunde hier, ein Tag dort… was immer möglich ist, damit wir uns regenieren können. In der akuten Trauer besonders wichtig! Das hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern sehr viel mehr mit der Verantwortung, die wir als Erwachsene für uns selber tragen. Unsere Grenzen zu kennen und die Batterien rechtzeitig wieder aufzuladen, ist nichts anderes als erwachsen! Daher habe ich es diesen Sommer etwas ruhiger genommen und versucht, für mich auch im Alltag kleine Oasen zu finden, die den Sommer für mich nicht nur erträglich, sondern sogar schön und geniessbar machen… ein Sprung ins kühle Nass nach der Arbeit, ein halber Tag am See nach Erledigung des Haushalts… solche Dinge eben. Ich glaube, dass ich damit nicht nur mir Gutes tue, sondern auch meinen Mitmenschen. Denn sind wir ehrlich: einige Male bin ich an Hitzetagen sehr gereizt nach Hause gekommen. Weil es mich ärgerte, dass mein Gehirn nicht mehr so gut funktionierte bei den Temperaturen. Weil der Ausgleich fehlte. Bei 37 Grad joggen zu gehen, ist nicht gerade sinnvoll. Trotzdem wollte ich nicht wetterbedingt dauerschlechtgelaunt durch die Welt laufen! Und die kleinen Massnahmen haben tatsächlich geholfen.

Als ich an einem nicht mehr ganz so heissen Sommerabend einen Spaziergang machte, wurde mir bewusst, dass diese Ruhe inzwischen für mich ein Privileg ist. Dann, wenn ich mich erholen kann, bringen andere ihre Kinder erst zu Bett. Manchmal ist es nicht so leicht, diese zum Einschlafen zu bewegen. Ich kann den Freiraum, den ich habe, nun als Luxus sehen. Das war nicht immer so. Ich bin dankbar dafür, dass ich das jetzt geniessen kann. Einfach mal zu sein. Die Stille auf mich wirken zu lassen. Dinge in meinem Rhythmus zu erledigen. Natürlich ist das nicht immer möglich. Aber jetzt im Sommer ging das. Wie ist das bei Euch? Gelingt es Euch zwischendurch, die positiven Seiten der Kinderlosigkeit zu sehen?

Nun möchte ich noch auf die Welt-Kinderlosenwoche im September zu sprechen kommen. Es freut mich riesig, dass einige von Euch bereit sind, in diesem Zusammenhang ihre Geschichten zu erzählen! Schaut also unbedingt wieder in der Woche vom 16. September hier vorbei. Mir persönlich hat es immer sehr geholfen, von anderen zu hören, die einen ähnlichen Weg gehen wie ich, auch wenn jede Geschichte ein wenig anders ist.

Bis dahin habe ich ein kleines, aber feines Radiointerview für Euch: Franziska Ferber war nämlich im Bayerischen Rundfunk. Viel Spass beim Reinhören!

Foto: Elaine

Elaine

lebt in der Schweiz. Sie liebt die Natur, besonders im Frühling. Sie mag Spaziergänge, Wanderungen, die Berge, das Meer, Bücher, Kunst, Flohmärkte, Brockenhäuser.

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