Zugehörig
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Gesellschaft, Isolation, Hoffnung
Eines der Dinge, die die ungewollte Kinderlosigkeit für mich so schwierig machten, zumindest am Anfang, war für mich der Mangel an Zugehörigkeitsgefühl. Nie würde ich zum Club der Mutter gehören, nie mitreden können. Ich fühlte mich ausgeschlossen und verloren.
Dass ich mich zu Beginn oft alleine fühlte in meiner Kinderlosigkeit, ist kein Geheimnis. Vielleicht macht ein so tiefer Schmerz grundsätzlich ein Stück weit einsam. Womöglich braucht es schlicht eine gewisse Zeit, bis man den Blick wieder nach aussen wenden und sich nach und nach mit Menschen umgeben kann, die einen verstehen.
“Spulen” wir mal ein bisschen nach vorne. Alleine fühle ich mich inzwischen nicht mehr. Einerseits ist da ein ganzes internationales Netzwerk an Frauen, die ungewollt kinderlos sind. Die entsprechenden Links findet Ihr unter Lesenswert. Am Anfang war für mich genau dieses Netzwerk fast überlebenswichtig. Ich las von anderen, denen es ähnlich ging. Ich erfuhr, dass meine Gefühle normal waren. Wo ich mich doch so oft verkehrt fühlte! Und wurde dann als neue Bloggerin auch sehr warm in diese internationale Schicksalsgemeinschaft aufgenommen. Vielleicht ist Euch auch aufgefallen, dass sich unter den ersten Blogposts einige englische Kommentare befinden. Die wunderbaren Frauen in Slovenien, Kanada, den USA und Neuseeland hatten sich tatsächlich die Mühe gemacht, meine Blogposts mit Google Translate zu übersetzen! Das rührte mich zutiefst.
Mit der Zeit ergaben sich Kontakte zu einigen Bloggerinnen, E-Mail-Freundschaften sowie Skype-Telefonate. Und wir entdeckten durch unsere Blogs verblüffende Gemeinsamkeiten. Zum Beispiel stellten Infertile Phoenix und ich nach drei Jahren durch gegenseitige Blogposts fest, dass wir einen sehr ähnlichen Weg zurückgelegt hatten. Unser Schlussstrich unter die Behandlungen war fast gleichzeitig erfolgt. Beide hatten wir mit einer Ausbildung begonnen. Beide schlossen wir diese im Sommer ab. Und uns beiden geht es heute grösstenteils gut bis sogar sehr gut. Zu wissen, dass auf der anderen Seite des Atlantiks eine Frau sitzt, mit der ich derartig viel gemeinsam habe, ist unbeschreiblich. Wo ich doch mal gedacht hatte, ich sei in dieser Situation so ganz alleine, niemand verstünde mich und überhaupt :-)…
An dieser Stelle mal wieder ein grosses Dankeschön an die wunderbaren Bloggerinnen der CNBC-Community! Ich weiss nicht, was ich ohne Euch gemacht hätte.
Inzwischen kenne ich auch im wirklichen Leben andere Frauen ohne Kinder, und das ist genauso wohltuend. Weil wir alle einen Austausch und Zugehörigkeit brauchen. Und weil sich das mit der Zeit tatsächlich zum Teil fast von alleine ergibt. Wenn andere plötzlich sagen: Hey, Ihr habt doch auch keine Kinder? Wollen wir uns mal treffen?
Falls dies bei Euch noch nicht der Fall sein sollte: es braucht alles Zeit. Ich bin zuversichtlich, dass dies irgendwann kommt. Wenn Ihr soweit seid. Die Psychologin hatte mir damals prophezeit, dass sich mein Freundeskreis von selbst den Umständen anpassen würde. Sie sollte recht behalten. Es passierte nicht sofort. Ich musste eine Weile ausharren. Aber am Ende ist es doch geschehen.
Vielleicht ist es irgendwann sogar so, dass genau DIESE Zugehörigkeit gar nicht mehr so wichtig ist. Vielleicht findet man andere Gemeinsamkeiten mit Menschen, die ebenso verbindend sind. Wenn die Wunde erst mal ein wenig verheilt ist und man nicht mehr ständig daran erinnert wird. Möglichkeiten gibt es so viele, wie es Interessen gibt.
Foto: Elaine
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