Zusammen weniger allein
von Elaine, über Ungewollte Kinderlosigkeit, Muttertag, Gesellschaft
Ganz herzlichen Dank an Sarah, Alma, Mali und Phoenix fürs Mitmachen bei meiner Muttertagsidee!
Ich dachte mir, im Hinblick auf diesen Tag, der für viele von uns schwierig ist, könnte es hilfreich sein, die Geschichten anderer kinderloser Frauen zu lesen. Weil man sich dann vielleicht etwas weniger alleine fühlt. Und das kann die Dinge je nachdem etwas erträglicher machen. Ich fasse also zusammen, was die vier wunderbaren Frauen mit uns geteilt haben. Übrigens lohnt es sich, die vollständigen Texte hier nachzulesen, besonders, da im Nachhinein noch eine weitere Geschichte dazugekommen ist:
Sie sind 37, 35, 60 und 43 Jahre alt und nahmen so einiges auf sich beim Versuch, Kinder zu bekommen: Hormonbehandlungen, Inseminationen sowie IVF. Dabei kam es auch zu einer Eileiterschwangerschaft, was ja sehr gefährlich sein kann!
Erfreulich und vielleicht für manche von Euch auch Mut machend ist zu sehen, dass alle vier inzwischen grösstenteils zufrieden sind mit ihrem Leben. Ja, da war bei manchen eine grosse Trauer, die es zu verarbeiten galt und das mag seine Zeit gedauert haben. Das möchte ich nicht schönreden! Nebst dem Druck, schwanger zu werden, den vor allem Alma erwähnte, und von dem sie sich wie befreit fühlte, als sie an das Ende ihrer aktiven Kinderwunschzeit kam. Wichtig scheint mir insgesamt, dass dieser Weg je nachdem kein einfacher ist, aber dass alle diese Frauen heute von sich sagen können, es gehe ihnen gut!
Der Muttertag kann ein Triggerpunkt sein, ist es aber nicht (mehr) für alle – auch das gibt Hoffnung. Mali hat recht, wenn sie sagt, dass der Muttertag den Mythos aufrechterhält, alle Mutter-Kind-Beziehungen wären ungetrübt und glücklich. Das stimmt so definitiv nicht! Aber er hält uns eben doch sehr deutlich vor Augen, was wir nicht haben, und das allein ist schwierig genug.
Ich erinnere mich gut an meine akute Trauerphase im Abschied vom Kinderwunsch. Da war der Muttertag äusserst belastend. Daher fragte ich in meinem letzten Blogeintrag explizit nach Dingen, die Euch an schwierigen Tagen helfen. Hier sind die Antworten:
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Sarah erhielt von ihrem Ex-Mann ein kleines Geschenk zum Muttertag als Zeichen, dass sie genauso wertvoll ist wie andere Frauen, die Mutter sind. Das finde ich wunderschön!
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Dankbarkeit für die kleinen Dinge, die uns erfreuen und uns gut tun.
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Andere Menschen, die einen verstehen. Meinerseits fand ich diese Menschen zu Beginn vor allem online. Umso dankbarer bin ich dafür, dass ich heute auch Frauen “im richtigen Leben” kenne, die mich wirklich verstehen!
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Im Mai auf Reisen zu sein, wäre eine ideale Ablenkung vom Muttertag. Ich weiss nicht, wieso ich bisher nie auf diese Idee gekommen bin? Danke, Mali, für den Tipp!
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Phoenix findet den Muttertag doof, weil er im Grunde niemandem hilft. Er ändert beispielsweise nichts an der Lohnungleichheit zwischen Mann und Frau. So hatte ich das noch nie betrachtet, aber es stimmt!
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Weiter erwähnt Phoenix, dass es ihr an schwierigen Tagen gut tut die Gefühle zuzulassen, sich nicht “zusammenzureissen”, sondern vielleicht zu weinen, und diese Gefühle dadurch auch ein Stück weit wieder loslassen zu können.
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Sarah könnte sich vorstellen, spontan einen Brunch für OK-Frauen zu organisieren, um sich gegenseitig wertzuschätzen – wie toll ist das denn?
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Bücher und Blogs von ungewollt kinderlosen Frauen wurden ebenfalls erwähnt. Diese Ressourcen habe ich damals auch intensiv genutzt :-).
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Sich die positiven Aspekte eines Lebens ohne Kinder vor Augen halten: Dinge, die man mit Kindern nicht tun könnte zum Beispiel. Aus Erfahrung weiss ich, dass das am Anfang in der akuten Trauerphase unter Umständen noch nicht besonders viel nützt ;-). Aber später dann schon!
Was mich nachdenklich stimmte, war folgende Aussage von Alma: “Ich bin immer davon ausgegangen, mal Kinder zu haben – hauptsächlich deshalb, weil ich mir gar keine Alternativen vorstellen konnte und lange Zeit auch keine kinderlosen Frauen kannte oder wahrgenommen habe, die mir als ‘positive Vorbilder’ hätten dienen können.” Das war bei mir nicht viel anders. Reproduziert man nicht automatisch das, was man kennt? So möchte ich mich Alma anschliessen: “Ich wünsche mir sehr, dass der kinderfreie Lebensentwurf positiver besetzt und von mehr Menschen als gleichwertig anerkannt wird.” Ich glaube, das würde uns allen helfen!
Zum Schluss möchte ich noch einen Punkt aus der Tipps-Sammlung von Mali erwähnen, der mir wichtig scheint: “Denkt daran, dass es sich um einen kommerziellen Tag handelt, der dazu geschaffen ist, um die Menschen dazu zu bringen, Geschenke zu kaufen, Geld auszugeben und sich schlecht zu fühlen, wenn sie selbst nicht gefeiert werden. Eine Freundin meinte, dass sie diesen Feiertag nicht mag, weil er für manche Menschen einen gewissen Druck bzw. eine Entfremdung mit sich bringt. Einen Druck, der viel schlimmer sein kann als das Gefühl der Einsamkeit während der Dezemberfeiertage, da er so spezifisch ist. […] Wenn man weiss, dass dieser Tag heutzutage so stark beworben wird, nur um Dinge zu verkaufen, fällt es einem vielleicht leichter, das zu ignorieren und den Tag gewissermassen mit Verachtung zu strafen.”
Ihr Lieben, wie auch immer es Euch an diesem Wochenende gehen mag: versöhnt, traurig, wütend oder hadernd – Ihr sollt wissen, dass Ihr nicht alleine seid. Wir sind viele!
Ich wünsche Euch Kraft und Mut und, sofern es nötig ist, auch die nötige Prise Egoismus. Oder vielleicht ist Selbstfürsorge das bessere Wort :-). Seid lieb zu Euch <3.
Eure Elaine
Foto: Elaine
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